Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

232 Neueſte Geſchichte. 2. Zeitraunt.

maligen Staatsgüter gaben den Vorſpiegelungen Gehör, die ſie zu über=reden ſuchten, daß für fie unter den Bourbonen keine Sicherheit zu ‘erz wartet ſei.

Ungeachtet der eigenthümlichen Schwierigkeiten, welche die Reſtauration umgaben , ungeachtet der von ihr begangenen Fehlgriffe, würde ſie ſi befeſtigt, und die Nation allmälig mit ſi ausgeſöhnt haben. Die Politik Ludwig XVTIT., die praktiſhen Reſultate der Revolution anzuerkennen, aber ihre Theorien zu beſeitigen, war der beſte und einzig mögliche Weg, um nach und nach eine Verſchmelzung der beiden Princi= pien und Epochen , der Legitimität und Revolution , des alten und neuen Frankreichs, hervorzubringen. Die von ihm verliehene Verfaſſung ent= hielt alle Bedingungen religiöſer, intellektueller und politiſcher Freiheit, und bedurfte nur einer ungeſtörten Entfaltung, um ihre Früchte zu tra= gen. Dieſe, wenn man die Vergangenheit betrachtet, unerwartet gün= ſtige Wendung der Dinge ward plößli< von Napoleon?s Ehrgeiz und Kühnheit und den verlo>enden Erinnerungen , die er in dem Heere und einem Theile des Volkes zurügelaſſen, aufgehalten, Frankreich aus ſeiner naturgemäßen Bahn herausgeriſſen, und wiederum einem Abgrunde ent=

gegengeführt.

9, Der Wiener Kongreß.

Nach den langen Erſchütterungen und Kämpfen, welche in Folge der Reformation entſtanden, war in der Mitte des ſiebenzehnten Zahr= hunderts, bei der Erſchöpfung beider Parteien, in Münſter und Osna= brü> ein Frieden geſchloſſen worden, der bis zu der franzöſiſchen Re= volution hin, ungeachtet aller einzelnen Veränderungen und Ahwei= <ungen, im Ganzen und Großen für die Grundlage des europäiſchen Staatsrects gegolten hat. Für Deutſchland war das wichtigſte Ergeb= niß jener Verſammlung, die ven dreißigjährigen Krieg beendigte, die end= lie beſtimmte Anerkennung der Reformation als einer politiſchen Macht im Reiche, und das Verſchwinden einer bedeutenden Anzahl größerex und kleinerer geiſtlicher Staaten, die zu der Vergrößerung mehrer prote= ſtantiſcher Reichsſtände , namentli<h Brandenburgs, beitragen ſollten, deſſen zunehmende Bedeutung erſt von da an mögli<h geworden war. Vis zu dem Kongreß von Münſter und Osnabrü hatte in Deutſchland noch Alles zwiſchen dem Alten und Neuen, dem Uebergewicht des religiöſen