Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

die Druckstärke gibt einen Maßstab der Willensstärke usw. In ein abgerundetes System wurde die Handschriftdeutung gebracht durch Ludwig Klages, der weit darüber hinaus ein System der Ausdrucksforschung überhaupt entwickelte, das er sogar ins Metaphysische übertrieb, indem er das Wesen der Welt selbst in ausdrucksgeladenen Prinzipien suchte.

Wir haben keine Ursache, ihm so weit zu folgen, sondern betrachten ihn lieber auf dem uns näher liegenden Gebiet als Muster und Vorbild. So wie er die Handschrift in Elemente zerlegte und sich bemühte, deren Bedeutung zu erraten, so tun wir dasselbe mit dem Gesichtsausdruck. Nur geschieht die Zerlegung naturgemäß nach anderen Gesichtspunkten. Die Graphologie zerlegt die Handschrift in Komponenten nach der Größe der Buchstaben, dem Neigungswinkel ihrer Schattenstriche, nach ihrer Girlanden- oder Arkadenbindung usw. Wir zerlegen nicht das Gesicht in Augen, Stirn, Nase usw., vielmehr den Gesichtsausdruck in die Einstellungen der Augen, der Stirn, der Nase usw. Wie Klages bemühen auch wir uns, Tabellen aufzustellen, in denen die Einstellungen aller Gesichtspartien nach Rubriken geordnet sind, in deren jede dann eine Anzahl der möglichen zugehörigen seelischen Einstellungen und Charakterzüge eingetragen werden, und dies zum Zweck der Deutung, der wirklichen Analyse, hier des Gesichtes wie dort der Handschrift als Ausdruck des Charakters.

Philipp Lersch

Warum nun kam Klages, der große Physiognomiker der Handschrift und Ausdrucksforscher im allgemeinen, der große Charakterforscher im besonderen, nicht auch zur Physiognomik des Gesichtes selbst? Die Antwort

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