Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., S. 423

fauft. Wohl arbeiten unſere heimiſchen Spezialfabriken mit voller Kraft, um diez ſen gewaltigen Bedarf zu befriedigen, aber es bleibt no< immer Nachfrage übrig, und ſo haben unſere Feldgrauen denn auch in Feindesland manche Stachel-

drahtfabrik errihtet, die bei Tag und

Nacht mit Ho<hdru> arbeitet, um allen _ Anſprüchen gere<ht zu werden.

Wohl jeder fktennt den Stacheldrahtz zaun zweifellos von Wanderungen hex und dürfte öfter als einmal bedauernd vor ſolher Sperre geſtanden haben. Der Kriegsdraht iſt no< ſtärker und trägt vor allen Dingen ſcharfe ſhartige und gebogene Stacheln, die no< viel übler ſtehen und reißen als diejenigen des gewöhnlihen Drahtes. Sol<h Stahelzdraht wird nun dur< die . Verdrallung oder Verſeilung mehrerer glatter Drähte gewonnen, wobei in furzen Abſtänden die Stacheln zwiſhen die Hauptdrähte ge=

ſte> und mit eingeſeilt werden. So braut -

man alſo zux Stacheldrahtfabrikation eine Verſeilmaſhine, man brauht gehörige Mengen glatten kräftigen Drahtes und ſ<ließlih Vorrihtungen, um aus dieſem Drahte au<h die nötigen Stacheln zu ſ<hneiden. Die Verxſeilmaſchine findet man zur Not in jeder Seilerei. Zur Herſtellung der Stacheln kann bis zur Shaf= fung beſſerer Apparate Pionierſhere und Zange genommen werden, und ſo ergibt ſih denn die Möglihhkeit, an manqghexlei

Stellen in Feindesland mit Erfolg Stachel=

drahtfabriten einzurihten, immer voraus= geſeßt, daß genügend glatter Draht heranfommt. Daß dies aber geſchieht, dafür ſorgt die deutſhe Induſtrie daheim, und ſo entſtehen neben den heimiſchen Spezialfabriken jene oft re<t großen Betriebe in

Feindesland, die dur unſere Abbildungen

veranſhauliht werden.

Der Kampf um die Zigeunerinſel. (Hierzu das Bild Seite 360.)

Am Zuſammenfluß der Save und der Donau liegt die fleine Zigeunerinſel, ein von Geſträu<h und Geſtrüpp überzogenes ſandiges Eiland. Sie war von den Serben zur Berteidigung ihrer Hauptſtadt beſett und ſtark befeſtigt. Deswegen ſhon mußte ſie ihnen abgenommen werden, ferner aber tonnte ſie auh zur Erleichterung des Flußüberganges an dieſer wihtigen Stelle niht außer aht gelaſſen werden. Nach der Beſchießung Belgrads am 5. Oftober 1915, die in erſter Linie dem Einſchießen diente, folgte am 6. Oktober früh die eigentlihe ſ<la<htmäßige Befeuerung. Sie ſollte die Stellungen des Feindes erſchüttern und den Donauübergang vorbereiten. Viele hundert Geſhüße waren ununterbrochen an der Arbeit. Alle Kaliber, ſieben, aht, neun, zwölf, achtzehn, vierUundzwanzig, dreißigeinhalb und zweiundvierzig funkten nah dem jenſeitigen Ufer hinüber. „Es war,“ ſagte ein Teilnehmer, „als ob Tauſende von Lokomotiven in raſender Fahrt über meinen Kopf dahinjagten, während drüben in Belgrad fortwährend ſ<were Türen dröhnend zugeſchlagen wurden.“ Die Geſchoſſe fanden ihren Weg auh nah der Zigeunerinſel. Erde, Steine, Staub wirbelten himmelho in di>en Säulen empor, die- ſih in _mehx als hundert Meter Höhe zu mä<h=tigen ſ{<warzen Wolken verbreiterten,

o Illuſtrierte Geſchichte des Welttrieges 1914/15.

Drahtzieherei.-

‘Fabrikations: und Lagerraum.

Eine Stacheldrahtfabrik in Feindesland. Nach Photographien von Hohlwein & Gir>e, Berlin,