Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
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Bajazet, der Nachfolger Murad's, der von einem Serben ermordet wurde, theilte das eroberte Land in zwei Theile, deren einen ex -dem Sohne Lazar's, Stefan, den anderen dem Eidam des getödteten Fürſten, Wuk Brankowitſch, übergab. Beide mußten ihm Tribut zahlen und ſich zur Heeresfolge verpflichten.
Von dieſer Zeit an konnte ſi< Serbien der türkiſchen Oberherrſchaft niht wieder entziehen. Jeder Verſuch endete zum Verderben des Landes, das au< in den Kriegen zwiſchen den Beherrſchern Ungarns und der Pforte ſtets der Schauplaß der blutigſten Schlachten war. Nach dem Siege Murad's Il. über Hunyady auf dem Amſelfelde, am 19. October 1448, wurde Serbien gänzlih unterworfen und von den Türken “als eroberte Provinz behandelt. “Die alten edlen Geſ{hle<ter wurden vertilgt, das ganze Volk verſank in dumpfe Trägheit. Europas Siege brachten zwar im Frieden von Paſſarowit (1718) den nördlichen Theil des Reiches mit Belgrad an Oeſterreich, aber dur< den {<macvollen Frieden von Belgrad (1739) fiel Alles wieder an- die Pforte zurü>, die bis 1801 im ungeſtörten Beſiße blieb.
Jn dieſem Fahre veranlaßten die grauſame Strenge der türkiſchen Befehlshaber und dex Uebermuth der Janitſcharen einen Aufſtand. Ein fühner Mann, Georg Petrowitſ<{, bekannter unter dem Namen Cz ern y Geor g (der ſchwarze Georg), trat an die Spibe der Mißvergnügten und kämpfte elf Fahre hindur< mit der größten Anſtrengung für die Unabhängigkeit ſeines Vaterlandes.
Czerny Georg (auh Karadgordje), geboren zu Viſchewaß den 21. December 1771, trat in öſterreichiſche Kriegsdienſte, brachte es zum Unterofficier, verließ aber den Dienſt und wohnte auf ſeinem Gute in dem Dorfe Reinemika im Belgrader Diſtricte. Ein Haufen Janitſcharen kam im Auguſt 1801 in dieſes Dorf, um zu plündern, und- griff au< die Wohnung Georg's an, der ein bedeutendes Vermögen beſaß. Mit dem ihm eigenen Muthe und ganz allein vertheidigte Georg ſeinen Herd, erlegte verſchiedene der Angreifenden und flüchtete hierauf in einen Wald. Hier ſammelten ſih. bald mehrere Mißverguügte zu ihm und ſie wählten ihn, ſeines Muthes wegen, zu ihrem Anführer. Man bewaffnete ſich darauf in jeder möglichen Art und führte, dur< die Wälder geſichert, anfangs blos den fleinen Krieg; einzelne Fanitſcharen fielen unter den Streichen der Serben, deren Muth und Anzahl mit ihrem Glü>e, das übrigens das Gerücht no< vergrößerte, täglich wu<s.
Die türkiſchen Befehlshaber der Provinz, wie gewöhnlih ſtets eiferſüchtig gegen einander und in geheimer Fehde unter ſi< begriffen, begünſtigten oder hinderten wenigſtens niht den Aufſtand
der Serben, da ſie ſelbe als Werkzeug zur Unterdrü>ung ihrer Nebenbuhler betrachteten. Auch wurden die Serben insgeheim von den Ruſſen mit Waffen und Geld unterſtüzt. Die Serben, nachdem ſie verſchiedene Palanken*) dur< raſchen Angriff erobert hatten, wurden immer fühner und — ſiehe da — auf einmal zeigten ſie ſih vor den Feſtungen Schabaß und Belgrad, in welche ſie die türkiſchen Truppen ſi zu flüchten genöthigt hatten. i
Czerny Georg, nachdem er ſi< in einem feſten Poſten bei Semendria geſichert hatte, ſchi>te Abgeordnete na< Conſtantinopel, welche über die Räubereien der Janitſharen und das Benehmen der türkiſhen Befehlshaber, die den Paſcha von Velgrad ermordet hatten und die Befehle des Sultans ſelbſt niht achteten, Beſchwerde führten und vorſtellten, daß die Serben blos ihrer Sicherheit wegen ſi< bewaffnet hätten, ohne die Abſicht zu hegen, ſi< der Oberherrſchaft der Türken zu entziehen. Ein großherrliher Ferman (Erlaß) billigte das Betragen der Serben und verhieß ihnen ſelbſt eine neunjährige Befreiung von den gewöhnlichen Abgaben.
Dieſer Umſtand wurde der Sache der Serben ſehr günſtig. Unter dem Vorwande, die der Pforte ungehorſamen Statthalter zu bekämpfen, vermehrten ſie ihr Heer, das bald bis auf 30.000 Mann anwuchs. Fener Befehl der türkiſchen Regierung war indeſſen mehr eine Wirkung der Ohnmacht, in welcher dieſelbe ſi< gerade damals befand, wo auf mehreren Punkten des Reiches ſehr bedeutende Unruhen ausgebrochen waren; Czerny Georg ging daher in ſeinen Forderungen immer weiter und verlangte endlich, daß Serbien, gleih der Moldau und Walachei, zu einem Fürſtenthume unter einem griehiſ<en Hoſpodar (Landesfürſten) erhoben werden ſollte. Die Forderung wurde abgeſchlagen, und nun begann der Kampf Serbiens gegen die Macht der Pforte.
Mit einem zahlreichen und gut organiſirten Heere erſchien Czerny Georg im Felde, eroberte in December 1804 die Stadt Schabaß und \{loß Belgrad eng ein. Nach einiger Zeit wurde der weitere Fortgang der Waffen durch neue, jedoch fruhtloſe Verhandlungen aufgehalten, aber als im Anfange des Jahres 1806 die Pforte ſich ernſtlicher rüſtete und die türkiſchen Truppen von verſchiedenen Seiten in Serbien einzudringen verſuchten, gingen die Serben mit drei Heeren, die über 60.000 Mann ſtark waren, ihnen entgegen. Die Türken wurden im Laufe des gedachten Jahres zu wiederholtenmalen, beſonders an den Flüſſen Drina und Morawa, oft mit großem Verluſte geſchlagen,
*) Kleine, mit Palliſaden, einem Erdwalle und einem ſehr breiten Graben umgebene Feſtungen, die in Serbien und Bosnien häufig ſind. y