Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten, S. 328
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erwartete, um ihn zum Seraskierat zu geleiten. Suleiman iſt ſtolz, eingebildet, glaubt an ſi<h und ſeine Zukunft — deshalb mag er wohl der Mann der Zukunſt ſein!
Jn den verſchiedenen Bureaux des Kriegs8miniſteriums ging es lebhaft zu, beſonders in der Jntendantur (Heerverpflegsamt), die alle Hände vollauf zu thun hatte. Um den grünen Tiſch herum ſaßen die Jnſpectoren (Aufſeher) der mediciniſchen und pharmaceutiſchen (Arzneimittel-) Abtheilung ; dex Chef dex lebteren : war Fayfk Paſcha (della Sudda), ein hübſcher, allgemein y ta beliebter und leutſeli- UL ger Mann in der kleidſamen türkiſhen General8uniform, mit
intelligentem Blik und wohlklingendem
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innigere Anlehnung an das Orient-Programm Rußlands bedeutete. Die Verlegenheiten, welche der Pforte dadurch bereitet wurden, waren unermeßlih und namentlih, weil die Sperrung Kleks ohne vorherige Ankündigung und in einem Momente erfolgte, wo ſe<s türkiſhe Schiffe, mit Mannhaft, Munition und Proviant beladen, der in der Herzegowina wirkenden Armet dringend nothwendige Hilfsmittel zuführen ſollten. Ja, es war der ganze türkiſhe Operationsplan dadur<h nachtheilig verändert worden. Wäre eine ſo beſtimmte Demonſtration von einem anderen Staate ausgegangen, man hätte derſelben eine ungeheure Tragweite bei= gemeſſen; mit Oeſtex-
reih nahm man jedo<
fräftigen Organ. JFhm lagen die mediciniſchen Lieferungen für die Armee ob und in ſeinen An-
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die Sache nicht o
“ ſehr ernſt, namentli<h
weil és ‘ſi<h bewahrheitete, daß mehrere engliſche Schiffe die
ſtalten wurde Tag und Nacht an deren Bereitſtellung gear-
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beitet. Während die WV Herren zu NRathe | ſaßen, trat mahn<-
mal, durch die Thürwächter ungehindert,
ein Bettler ein — es \\ iſt dies Landesbrauch. A
Niemand darf ihn abweiſen, denn es iſt ein Abdal oder Ehl ül wahdet (Einſfiedler), alfo ein heiliger Mann, der ſich gern bei hübſchen Frauen einſiedelt, im Uebrigeu ziemlich zerlumpt geht und bald befriedigt von dannen zieht, wenn ihm nur Einer der Anweſenden einen Piaſter zuſte>t. Fhm folgt ein Zigeunerweib mit einem Säugling ; ſie hat ſi< als Türkin maskirt, und da ſie das Türkiſche gut ſpricht, paſſirt ſie als ſolche, indeſſen — nur ſelten erhält ſie ein Almoſen.
Die im Krieg8miniſterium herrſchende Stimmung war ziemlih gedrüc>t. Die türkiſche Bevölkerung ſchien ſehr erregt. Noh immer ſtand die Schließung des Hafens von Klek im Vordergrunde der Tagesereigniſſe, da dieſelbe offenbar eine Wendung in der öſterreichiſchen Politik und eine neuerliche und
Zimmermanuu, Geſch. des orient. Krieges.
Das Banner der ruſſiſheu Legion.
Beéſika-Bai verlaſſen hatten, um mit H ovart Paſchas türfiſhem MittelmeerGeſchwader zuſammenzutreffen und gegen Klek zu ſegeln. Von dieſer Gegendemonſtration erwarteten die Türken eine neuerlihe Wendung in der öſterreichiſchen Orient-Poſlitik.
Die bedrängte Pforte, durch die ihr drohenden Gefahren und die Zunghine y der Verwicelungen N aus ihrer Schläfrig' feit erwacht, ent-
wicelte eine große
Thätigkeit, jedoch in - einem Sinne, der
eher geeignet ſcien, ganz Europa gegen die Türkei zu erheben, als irgendwie Theilnahme zu erwe>en.
Es wurde der heilige Krieg gegen die Ungläubigen am helllichten Tage und auf offener Straße, angeſichts der Botſchafter der großen europäiſ<hen Mächte, gepredigt, wie man dies in Conſtantinopel ſelbſt nie erlebt hatte! Unter En tfaltungder grünen Fahne des Profeten waren Werbe-Bureaux errichtet und Tauſende von Freiwilligen ſammelten ſi< um den Halhb41