Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
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ahnte in allem dem nur die Wiederkehr der ſ{hönen Krim-Tage voraus und ſammelte und organiſirte ihre Armeen mit fieberhafter Haſt, ſo daß ſie, als Serbien indeſſen in offenen Krieg getreten war, die ſerbiſhe Armee auf allen Punkten zurü>werfen und ſelb auf den Boden der ihr tributären Provinz übertreten konnte.
Aber Europa, ſi< nun vereinigend, gebot der Türkei Halt. Es folgte eine Conferenz in Conſtantinopel, die ſpäter in London fortgeſeßt wurde, wo ein Protokoll zur Unterzeichnung gelangte, deſſen Annahme die Türkei verweigerte. Die europäiſhe Diplomatie hatte ſomit wieder einmal einen Mißerfolg zu verzei<hnen. Jndeſſen war auch die Lage der Türkei eine verzweifelte. Die Palaſt-Revolution, welher Sultan Abdul Aziz zum Opfer gefallen, und die geheimnißvolle Seere, welche deſſen Lebensfaden entzweigeſhnitten; der Miniſtermord, der Wahnſinn des neuen Sultans Murad V., die wiederkehrenden Softa-Demonſtrationen in Conſtantinopel hatten das Reich im unterſten Grunde aufgewühlt. Da gab Sultan Abdul Hamid, der indeſſen an die Stelle des wahnſinnigen ‘Bruders getreten war und ſi< der von Fnnen und Außen drohenden Gefahr entziehen wollte, ſeinem Reiche eine Verfaſſung. Doch auh hier, wie ſhon ſo oft, hat die Geſchichte ihr unerbittlihes „zu ſpät“ geſprohen — das Türkiſche Reih war bereits dem Untergange geweiht.
Nun glaubte Rußland, es ſei der geeignete Zeitpunkt herangekommen, um das Teſtament Peters des Großen in Ausführung zu bringen. Die „Befreiung der Chriſten vom Türkenjo< e“ war ſeine Parole.
Und ſonderbar — ungeachtet, daß der Vertrag von 1856 eigens zu dem Zwe>e geſchloſſen worden war, um die Ruſſen zu verhindern, fi<h ein aus\<hließlihes Privilegium des Schußes über die <riſtlihe Bevölkerung der Türkei anzumaßen, zerriß die Diplomatie ſelbſt dieſen Vertrag, indem ſie Rußland geſtattete, Krieg gegen die Türkei zu führen. So war dieſe europäiſche Frage dur die ſozuſagen allgemeine Einwilligung eine ruſſiſ{<-türkiſ<e geworden! |
Es wurde nun verſucht, das reichhaltige Material dieſer ſo wichtigen Vorgänge in dem vorliegenden Buche der Oeffentlichkeit zur Beurtheilung darzulegen. Die erbitterten Kämpfe vom Beginne der Funſurrection in Bosnien und der Herzegowina, die blutigen Schlachten in den montenegriniſ<hen Bergen, der ſerbiſche Krieg in allen ſeinen Wandlungen, die geheimnißvollen ſhaudererregendèn Vorgänge in den Paläſten der Sultane in Conſtantinopel — mit einem Worte: die ausführlihe Geſchichte des orientaliſhen Krieges von 1876 bis 1878 vom Beginne der orientaliſ<hen Wirren an bis zum Friedensſ<luß von San S tefano reiht ſi< in bunter Abwehslung in Wort und Bild aneinander.
Das Hauptaugenmerk, deſſen ſi< der Bearbeiter vorliegenden Bu<hes — das beſtimmt iſt, einem na< Tauſenden zählenden Leſerkreiſe aus allen Ständen die wichtigen weltbewegenden Orient-Ereigniſſe der jüngſtvergangenen Zeit zu ſchildern — iſt darauf gerichtet, niht nur eine volksthüm liche, ſondern auh eine getreue, völlig objective, allen betheiligten Parteien gere<ht werdende Shilderung der Ereigniſſe zu bieten, die, frei von jeder Voreingenommenheit, die Begebenheiten bewundernswerther, wie gerehten Abſheus würdiger Art aus den beſten und verläßlihſten Quellen geſ{<öpft wiedergiebt und dadur< vor dem Leſer ein vollſtändiges, an Farbenrei<hthum der Schilderung wie an treuer Darſtellung des großen Vorwurfs gleich ſorgſam gearbeitetes Bild zu entrollen, ein Bild, das jedoch allen Jenen, welche deſſen mächtigen Eindru> erfaßt haben, ſagen muß, daß mit all’ dem, was es auh bis zum Schluſſe zeigt, denno< zum völligen Conterfei der großen Weltfrage no< nicht der allerlezte Pinſelſtrih gethan iſt.
Moriz BK. Zimmermann.