Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

Vorgeſchiqte.

he wir an die eigentlihe Geſchihte des un= ſeligen Krieges,

> dex ſi< in der lebten Zeit im Südoſten von Europa entſponnen hat, gehen, müſſen wir den Leſer mit den

Ereigniſſen, welche dem Ausbruche desſelben vorhergingen, ſowie mit einem Umriſſe der Geſchichte der kriegfſührenden Nationen bekannt machen.

Das Osmauiſche Reich

erſtre>t ſi< über Theile von Europa, Aſien und Afrika, und enthält an unmittelbaren und mittelbaren Beſißungen einen Ländercomplex von 90,350 Meil. mit nahezu 44 Mill. Einwohner.

Der wichtigſte Beſtandtheil des Reiches iſt die europäiſche Türkei, welche den größeren Theil der Balkan-Halbinſel nebſt zahlreichen Fu-

Zimmermawn, Geſch. des oxieut. Krieges.

ſeln umfaßt und einen Flächeninhalt von 9370 ]M. beſit, die von circa 18 Millionen Menſchen bewohnt werden ; 6302 []M. mit 10,500.000 Einw. entfallen damit auf das eigentlich türkiſche Gebiet, 3068[] M. mit circa 7/, Millionen Menſchen auf die unter türkiſcher Suzerainität (Botmäßigkeit) befindlichen Vaſallenſtaaten: Rum änien, Serbien, Montenegro.

Die Vergangenheit der Türkei iſt keine friedliche. Von Murad I. an, der das Byzantiniſche Reih auf Conſtantinopel und Umgebung be\hränkte, nahdem er Adrianopel zu ſeiner Reſidenz erwählt und in fortwährenden ‘Kämpfen Serbien, Bosnien und Ungarn bekriegte, bis in die neueſte Zeit, waren dem Reiche nux wenige Jahre der Ruhe beſchieden, in denen es ſi< von den Wunden, welche ihm das ſtete Ringen mit auswärtigen Feinden oder abtrünnigen Unterthanen geſchlagen, erholen konute.

Während Oeſterreih ſtets nur darauf bedacht war, ſeine eigenen Länder vor den fortwährenden Angriffen der Osmanen zu hüten, oder aus der Gewalt derſelben zurü>zuerobern, war Rußland, dem Teſtamente Peter's des Großen folgend, ſtets bemüht, der Türkei Stück um Stück ihres Beſibzthums abzuringen und dem eigenen Reiche einzuverleiben, oder kleinere, dem ruſſiſchen Einfluß ergebene Vaſallenſtaaten zu errichten, deren ſtetes Streben nah Unabhängigkeit der Türkei, welcher man der äußeren Form nah die Oberherrſchaft gelaſſen, ſ<were Sorgen bereiten mußte.

Der eigentliche Niedergang des einſt ſo gefürhteten Osmanenreiches datixt von der Niederlage, welche dasſelbe in der griehiſhen Frage erlitt. Jm Frieden von Adrianopol (1829) mußte die Türkei die Unabhängigkeit Griechenlands anerkennen, die Schleifung ihrer Feſtungen auf dem

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