Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

fannte, ſowie früher Abdul Kerim Paſcha, die innere Beſchaffenheit ſeines Heeres und war ſo flug, nihts auf die Karte zu ſetzen, bis er niht ſiher war, den Einſaß niht zu riskiren. Ein Vabanque-Spiel durfte ſi< die Türkei nicht geſtatten.

Doch die ferneren Kämpfe ließen auf dieſe lange Pauſe niht mehr lange warten.

Diejenigen hatten Recht behalten, welche profezeiten, daß der Sieger von Jzwor und Zaißar au anderen Feinden gegenüber, als die ſerbiſchen Milizen geweſen, ſi< als tüchtiger, \<hneidiger Feldherr beweiſen werde; und fürwahr, jeder General irgend welcher europäiſhen Armee konnte auf ſol<he Erfolge, wie ſie Osman Paſcha binnen niht ganz 14 Tagen gegen die von geſhulten Führern befehligte, zahlreihe, wohldisciplinirte und gut bewaffnete ruſſiſhe Armee erfo<hten, ſtolz ſein.

Schon in der S<hla<ht von Plewna am 20. Juli war es dem Muſchir gelungen, den Schwall der Feinde, wel<he ihn aus ſeinen {nell befeſtigten Stellungen werfen wollten, mit Glanz über die O8ma zurü>zudrängen ; doh mußte er, nachdem er die Ruſſen bis Tartar-Selo durch ſeine von Muſtafa Aga befehligte Cavallerie hatte verfolgen laſſen, und in Folge des Falles von Niko polis, wodur< drei feindlihe Brigaden ſrei wurden, ſofort darauf bedacht ſein, ſi< nun von größeren Streitkräften unternommene Angriffe zu erwehren, deshalb er, da er bis zum 21. Juli ſein Hauptquartier bis Bulgareni an der Osma vorgeſchoben, ſi< wieder auf Groißa zurü>zog und dieſe ſhon dur< die Natur furchtbare Stellung dur< einen Kranz von allerdings leichten, aber immerhin widerſtandsfähigen Werken derart befeſtigte, daß er einem ſelbſt mit überlegenen Kräften unternommenen Angriff erfolgreih begegnen fonnte.

Dies war auch ſehr nothwendig, da er in Folge der ihm vom neuen Serdar zugekommenen Befehle faſt die Hälfte ſeiner auf 28 Bataillone gebrahten Armee, nämli<h 12 Bataillone ſammt der entſprehenden Anzahl von Artillerie und Cavallerie, an Adil Paſcha abgehen mußte, dem die Aufgabe zufiel, auf der Straße von Tirnowa gegen Lowt ſcha zu operiren; in der That gelang es dieſem lebteren General, ſi na< blutigem Kampfe dieſer wichtigen, dur nahezu einen Monat im Beſize der Ruſſen gebliebenen Stadt zu bemächtigen und den Vormarſch auf Selwi, welches gleihfalls in die Hände der Türken fiel, zu bemächtigen, wodurh Os8man Paſcha ganz und gar nihts mehr von Süden zu fürchten hatte und die Brigade Halil, welche er zu dem Zwe>e des Flanken- und Rü>kenſhußes nah Raljowo und Laskarhan detachiren mußte, zurü>berufen konnte; au<h war es ihm Dank den weiſen Anordnungen des Serdars,

mögli<h geworden, ſein auf 16 Bataillone reducirtes Corps, wel<hes dur< die Verluſte in der zweitägigen Schhlaht von Plewna no<h weiter ge\<wäht wurde, dur< Aufnahme von 3 Bataillonen der Nikopoliſer Garniſon, dann durh weitere elf von Rahowa, Somowit, Dzibra, Aſow und Lom-Palanka auf 30 zu verſtärken, zu welchen in den leßten Tagen noh weitere 16 aus Berkowce, Malkowce, Adlih, Hallowa, Widdin und Pirot ſtießen, ſo daß, als ihm die Meldung hinterbra<t wurde, daß im Verlaufe des letzten Sonntags der Feind den Osmafluß unterhalb Trnewitha überſchritten habe, Os8man Paſha volle 46 Bataillone mit einem Effectiv-Combattantenſtand von faſt 40.000 Mann, die Specialwaffen eingerehnet, hatte und dem Anprall der Ruſſen mit Erfolg Widerſtand leiſten konnte.

Doch trot dieſer nie gehofften Verſtärkung, hinter welcher, die Beſaßung von Niſh eingerehnet, no< eine Reſerve von weitéren 35 Bataillonen ſtand, wagte es OsSman Paſcha den Ruſſen niht den Fehdehandſ<huh hinzuwerfen, bevor er nicht ſeine Stellung bedeutend befeſtigt haben würde; demzufolge ließ er im Oſten von Groißa neue Befeſtigungen errichten, die dem Terrain vorzügli<h angepaßt, eine gede>te Annäherung des Feindes vollkommen unmöglich machten, das Ganze dur< eine in der Türkei ſeltene Anzahl von Kanonen unterſtützt. So hatte Osman Paſcha in den dergeſtalt verſtärkten Orten eine Art Kern für die Linie, die er zu halten Auftrag erhalten hatte.

Jn der Nacht vom Sonntag auf den Montag erſchienen die Ruſſen, in vier Colonnen marſchirend im Oſten Plewnas. Sofort, es war indeſſen Montag 4 Uhr Morgens geworden, wurde von Seite der Ruſſen eine zwei Stunden währende Kanonade gegen die türkiſhen Werke eröffnet, worauf die Gegner, ganz gegen ihre ſonſtige Gewohnheit, zum Bajonnet griffen und auf der ganzen Linie zum Sturm gegen die ebenſo feſten, als wohlvertheidigten türkiſchen Werke ſchritten; beſonders war es eine zwiſchen Groißa und Vrbißa liegende Erdredoute, die von 12 Feldgeſhüßen und drei Bataillonen vertheidigt wurde, welche den Angreifern immer neue Hinderniſſe entgegenſtellte, ſo daß nah fünf exfolgloſen Stürmen, welche mit fur<tbaren Verluſten in8geſammt zurü>geſ<lagen wurden, die Ruſſen beiläufig zwei Stunden na< Sonnenuntergang ziemli< in Unordnung auf Bulgareni zurü>wichen ; indeß dauerte die ganze Nacht faſt ohne Unterlaß das Artilleriegefe<t fort und konnte man gar deutlih aus jeder Bewegung des Feindes den Wunſch erkennen, mit den Türken nicht in allzu nahe Berührung zu kommen. So fing denn in den Morgenſtunden des Dienſtag, der Montag niht ausgefohtene Kampf von Neuem mit fur{<tbarer nie geahnter Heftigkeit