Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
Familien Os8man Paſchas und Tefik Beys mitgetheilt. : |
Die Verwundung des Helden von Plewna hatte indeſſen zu dem Gerüchte Anlaß gegeben, nah wel<hem allenthalben geglaubt wurde, daß Osman Paſcha ſeinen Wunden erlegen ſei. Allein er lebte, man hoffte ſogar, ſein Bein zu erhalten, ſo daß eine Amputation niht nothwendig werden mote. Er hatte übrigens in einem gleihnamigen Arzt, Os man Effendi, einen ausgezeihneten Chirurgen. Ein engliſcher Arzt, Dr. Ryon, der in Plewna weilte, ſ{<häßte ihn ſehr hoh und ſtellte ſeine Fertigkeit auf die Höhe der beſten europäiſhen Operateure. Eine ſehr charafteriſtiſhe Erſcheinung iſ bei den Türken übrigens, daß ſie den Tod meiſtens der Amputation vorziehen. Ein junger Soldat z. B., deſſen Bein unterhalb des Knies dur<h eine Bombe zertrümmert worden, ſollte in Plewna amputirt werden. Die Amputation gehörte in die Kategorie der leihteren und das Leben des ſtarken Burſchen war durch dieſelbe ſiher zu erhalten; der Verwundete rauchte ſeine Cigarrette, als er auf den Operationstiſ< gelegt wurde. Er wußte niht, was mit ihm geſchehen ſollte, und glaubte wohl, er ſolle friſ<h verbunden werden. Als ihm ein Gehilfe ein mit Chloroform getränktes Tuch unter die Naſe hielt, merkte er, wo es hinaus ſollte. Sogleich ſeinen Oberkörper aufrihtend, vertheidigte er ſi und ſchrie: „Nie, nie! Schneidet mir den Kopf ab, aber niht das Bein!“ Vergebens ſuchten einige auf dem Wege vollſtändiger Geneſung Begriffene, vor längerer Zeit Amputirte, ihn zu überzeugen, daß er dem Tode verfallen ſei, wenn er ſi<h niht dem Verluſte ſeines Beines unterzöge; er wollte nihts davon wiſſen. Der ſtrenggläubige Burſche war überzeugt, daß er in dieſem Falle nur als Einbeiniger in Mahomed's Paradies eingehen würde, und verlangte, daß man ihn wegbringe und ruhig ſterben laſſe. Die beſten Worte halfen nichts, und da in der türkiſchen Armee kein Verſtümmelter gezwungen wird, ſi der Amputation zu unterwerfen, mußte ſeinem Willen Rehnung getragen werden.
Jn Folge der für Rußland ſo glü>lihen Ereigniſſe ſendete au< der Kaiſer an den Obercommandanten zwei vom 28. November (10. Dezember) datirte Telegramme nah St. Petersburg, welche mit wenigen Worten die Haupt-Thatſachen meldeten; weiterhin ein Telegramm an die Kaiſerin, des Jnhalts : „Hurrah! Vollſtändiger Sieg! Osman Paſcha hat heute Morgen den Verſuch
Herbien tritt abermals
Die Mißerfolge, welche die ruſſiſhen Waffen ſeinerzeit blei Plewna und am Lom erlitten, ließen es rathſam erſcheinen, daß au<h Serbien
gemacht, unſere Linien zu durchbrechen, wurde aber auf das von uns ſhon beſezte Plewna zurü>geworfen und gezwungen, ſi<h mit ſeiner ganzen Armee auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Du begreift meine Freude und meine ganze Dankbarkeit gegen Gott, die mein Herz erfüllt. Jh bin erſt um ſe<s Uhr von unſeren Batterien zurü>gefehrt. Es iſ mein Wunſch, daß Du ein Tedeum in der großen Kirche ſingen läßt. Alexander.“
Der von Plewna, den 15. d. datirte Tagesbefehl des Fürſten Karl von Rumänien an ſeine Truppen lautet wie folgt :
„Soldaten! Euere edlen Bemühungen, Euere heroiſchen Leiden die Jhr ertragen, das Blut, welches Jhr mit ſo viel Hochherzigkeit vergoſſen, Alles wurde belohnt und mit Lorbeeren gekrönt am Tage, an welhem das gewaltige Plewna vor Euerer Tapferkeit gefallen iſt, an dem Tage, wo die <hönſte Armee des Sultans, ſein tapferſter und berühmteſter General, der ſiegreihe Osman, beſiegt wurden und ihre Waffen vor Euh und Euern Ruhmesgenoſſen den Soldaten Sr. Majeſtät des Kaiſers von Rußland geſtre>t haben. — Zu den ruhmreichen Thaten der Vergangenheit habt Jhr niht weniger große Thaten hinzugefügt, und die Annalen werden neben Euern Namen das Andenken an dieſe großen Thaten in unauslöſ<hlihen Lettern verzeihnen. Jhr werdet hald in Euer Vaterland zurü>kehren, auf Euerer Bruſt das Zeichen militäriſher Tapferkeit und der Hingebung an's Vaterland, das Erinnerungskreuz an den Donau-Uebergang und die Medaille der Bertheidiger der rumäniſchen Unabhängigkeit tragen. Wenn Jhr alsdann an Euerm heimatlihen Herde in den Städten, Dörfern und Weilern, in welchen Jhr geboren wurdet, Euch befinden werdet, dann werdet Jhr Euern Vätern und nächſten Verwandten erzählen, was Jhr für das Land gethan habt. Die Greiſe werden Euh anhören und ſi<h dabei der Zeiten der Größe des rumäniſchen Volkes erinnern, deren Andenken ihnen von ihren Voreltern überliefert wurde. Die jungen Leute werden in Euch die Verkörperung der Pflichterfüllung erbli>en, welche ſie na<hzuahmen haben werden. Rumänien wird Euh mit Stolz und Vertrauen betrachten, geſichert ſeiner Exiſtenz, ſo lange es ſo edle Herzen beſißen wird, um es zu lieben, und ſo waere Arme, um es zu wvertheidigen. Jm Namen des Landes dankt Euh Euer Souverän und oberſter Befehlshaber, indem er Jeden von Euch als Tapferen warm umarmt.“
in den Kampf ein.
wieder den Kampf gegen die Türkei aufnehme. Es wurden darüber umfangreiche Unterhandlungen gepflogen. Die ſerbiſche Regierung hatte hefannt-