Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

Adria dulden, noch eine Feſtſezung Ftaliens an der albaniſhen Küſte. Kommt Antivari bſleibend in die Hände der Bergbewohner, ſo würde aller Wahrſcheinlichkeit na<h eine fortwährende Beunruhigung der öſterreichiſchen, -türkiſhen und italieniſhen Küſte die Folge ſein, ſo wie bisher die Gebiete am Scutari-See, die Herzegowina und ſelbſt die Bocca die Cattaro immerfort von den, auf fremdes Eigenthum angewieſenen Czernagorzen beunruhigt wurden,

Das Verlangen der Montenegriner nah einem Hafenplaße an der Adria war allerdings ſehr begreiflih, aber ihre bedenklihe Vergangenheit konnte durhaus niht die Gewißheit geben, daß ein ſolher Hafen nur zu friedlichen Zwe>en, insbeſondere zur Ausfuhr ihrer wenigen Feldfrucht, benüßt werden würde. Dazu genügt auh ſchon der Hafen von Cattaro, woſelbſt die Bergbewohner ihren beſonderen Bazar haben.

Autivari, Durazzo, Ancona ſind halbverödete, heruntergekommene Neſter, in wel<hen man nur mit Mühe die Spuren des vergangenen großen Lebens ſuchen und erkennen kann. Durazzo, unter den Römern, eine herrliche, volkreiche Stadl, der Verbrennungsort Cicero’s, welher auh über dieſelbe berihtet und ſi< beklagt, daß ihn das Geräuſch auf den Straßen des lebhaften Handelsplages nit arbeiten laſſe, Durazzo iſt heute ebenſo verkommen wie Antivari. Den ganzen Küſtenſtri<h nennen die dalmatiniſchen Schiffer bezeihnend genug „il dominio dei Serpenti“ (die Schlangenheimat). Jeder Ort, jeder Punkt, jeder Landungsplaß iſt berüchtigt wegen der Menge von Schlangen und anderem freuhenden Gethiere, welhes fi< in dem Schilf, Moor und Röhricht aufhält und an den heißen Tagen zum Borſchein kommt. Am meiſten berüchtigt und gemieden iſt Capo Nondoni, wel<hes vom Meere aus einen ſo reizenden Anbli> bietet. Dasſelbe gilt von dem pontiſhen oder romantiſchen Fort Skanderburg, ſüdlih von Aleſſio, welches lange

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Zeit Räubern und Zigeunern zur Zuflucht diente. Die Einwohner verſichern, daß no< vor fünfzig Jahren dieſe ganze Küſte mit einem herrlichen Buchen- und Eichenwalde bede>t war; aber die Türken hätten die Bäume an italieniſ<he Geſhäftsleute verkauft und-das Holz ſei nah Malta zum Schiffbau und Hafenbau gewandert. Der kraftvolle Boden hat den Schaden an einigen Stellen wieder reparirt, und dort, wo no< Waldungen find, wimmelt es von Wildſäuen und anderem Hochwild, auf welches nur höchſt ſelten, wenn einmal Fagdliebhaber aus Dalmatien oder Ztalien herüberkommen, Jagd gemacht wird. Dort, wo größere und beſſer gehaltene Anſiedlungen ſi befinden, wie bei Cago Rondoni und Tſchemi, einem kleinen Dorfe, ſind die Bewohner vorwiegend Chriſten. Die Türken ziehen es vor, tiefer im Lande zu wohnen und beſonders auf den befeſtigten Bergen.

Dieſe „feſten Pläße“, haben ſämmtlih keine ſtarken Beſabungen. Sie ſind auf die Hilfe der Beſatzung von Scutari angewieſen, oder auh von Podgoriba. Jm Uebrigen müſſen ſie ſi< auf die Anhänglichkeit der albaneſiſ<hen Bergbewohner, namentlich der Miriditen, an die Pforte verlaſſen. Die Annahme jedo<, daß alle chriſtlichen Bergſtämme Albaniens der Türkei feindli< geſinnt ſeien, iſt heute no< eine irrige. Jm Laufe dieſes Krieges hat man ſ<on bemerfen können, daß die Miriditen den Erwartungen der Montenegriner niht entſprahen. Es heißt no< hier: „Kein Geld, feine Schweizer“. Die Montenegriner fönnen nit viel zahlen; wenigſtens ſind ſie niht geneigt, viel von den ruſſiſ<hen Subſidiengeldern an den Fürſten Prenk abzulaſſen, und deshalb ſhwankte deſſen Seele, ſo wie die der meiſten Miriditenhelden, zwiſchen Kreuz und Halbmond.

Welchen Eindru> der Beſiß An tivari's von Seite der Montenegriner auf die europäiſchen

Mächte üben mußte, ſollte bald klar werden.

Der lebte Act des ruſſiſ<-türkiſ<en Krieges.

(Uebergang über den Balkan. — Gefangennahme der türkiſchen Schipka-Armee. — Capitulation von Niſh. — Beſetzung von Philippopel und Adrianopel.)

Während dem überſtieg General Gurko zum zweiten Male den Balkan. Die Umgehung8bewegung über den Etropol-Balkan iſt mit Recht als ein beinahe übermenſhli<es Unternehmen zu bezeihnen. Der Plan des Generals Gurko war folgender: Als die ihm nah dem Falle Plewnas nahgeſandten Verſtärkungen in Orhanie angekommen, ſodann die Fühlung

mit den ſerbiſ<hen Truppen bei Pirot durch die Brigade des Generals Arnoldi gewonnen war und die anderen Abtheilungen ſi< von Vrac3a aus gegen das Sofia-Thal in Bewegung geſeßt hatten, ließ er die von Orhanie vordringenden Verſtärkungen nicht zu ſeinen Hauptcorps ſtoßen, ſondern eine Flankendiverſion ausführen, dur welche die türkiſche Stellung in Arab-Konak um-

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