Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
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Betrieb unter der Aufſicht der Militär-Behörde des betreffenden Theiles.
9. Die Hohe Pforte wird die Blocade der Häfen des Schwarzen Meeres für die ganze Dauer des Waffenſtillſtandes aufheben und ſi<h der freien Einfahrt der Schiſfe in dieſe Häfen nicht mehr widerſéßen.
10. Die’ der kaiſerlich ottomaniſchen Armee angehörigen Kranken und Verwundeten, welche in dem von den ruſſiſchen oder ſerbiſchen und montenegriniſchen Truppen beſelten Rayon zurübleiben, werden unter die Obhut der ruſſiſchen und verbündeten Militär- Behörden geſtellt, verbleiben aber in der Pflege eines ottomaniſchen ärztſichen Perſonals, wenn ſi ein ſolches am Orte befindet. Die Kranken und Verwundeten werden nicht als Kriegsgefangene angeſehen; ſie dürfen fih aber, ohne beſondere Erlaubniß der ruſſiſchen oder verbündeten militäriſchen Chefs, niht nach anderen Punkten transportiren laſſen.
Der Waffenſtillſtand wird am 19. (31.) Fanuar, Abends um 7 Uhr, beginnen. Was die anderen Friſten betrifft, ſo ſind ſie im Texte der Waffenſtillſtands-Uebereinkunft ſelbſt ſtipulirt.
Betreffs des Kriegsſchauplaßzes in Aſien wird die Feſtſtellung der Details dur< die von dem Obercommandanten der ruſſiſchen Armee in Aſien namhaft gemachten Bevollmächtigten und jene der ottomaniſchen Regierung erfolgen.
Der Beginn des Waſfenſtillſtandes auf dem Kriegs\hauplaßze in Europa wird dem Commando der ruſſiſchen Armee in Aſien dur<h den Telegraphen bekanntgegeben werden.
(Gez.) Nepokojtſchibßky. Lewibky. Nedjib. j Osman.
BYormarſc der Ruſſen auf Conſtantinopel und Hallipoſi und die engliſche Flotte in den Dardanellen.
Die Vorhut der ruſſiſhen Armee war am 920. Januar bereits in Adrianopel eingerüd>t. Der Czar hatte ſofort den Befehl ertheilt zum unverzüglichen Vormarſch auf Conſtantinopel. Das Gros der ruſſiſ<hen FnvaſionsArmee hatte ebenfalls in einem Tage Adrianopel erreiht und war bereit, den weiteren Vormarſch nah den Punkten des Marmara-Meeres zu beginnen. Das geſammte ſüdöſtlihe Thracien iſt ohne natürlihe Angriffshinderniſſe, nur unbedeutende Bäche durchrieſeln es, und ſelbſt das größere Thal des Erghene, der an Tichorlu, der Aufnahms-Poſition Mehemed Ali's, vorüberzieht, hat nur ſanfte Ufereinfaſſungen, wie das im Charafter des ausgeſprohenen Hochebenenlandes liegt. Tſcorlu ſelbſt, das in einer muldenartigen Einbiegung einer größeren Terrainwelle liegt, war befanntli<h einer der erſten Schauplätze jener blutigen Auftritte, welche den allgemeinen Orientwirren der lebten Jahre vorausgingen. Ticherfiſſen hatten ihn ſih zu Schulden kommen laſſen, incem ſie die bulgariſchen Bewobner de? Umgebung zu Frohndienſten zwingen und eine Art Leibeigenſchafts-Berhältniß herbeiführen wollten, welche Acte der Vergewaltigung, ſozuſagen unter den Mauern Conſtantinopels, damals den diplomatiſchen Vertretungen daſelbſt, denn doh etwas über den Spaß gingen.
Die Angriffslinie Adrianopel-Stambul iſt dur< den rumeliſhen Schienenweg und dur Fragmente der alten Römerſtraße, welche indeß faum erwähnenswerth ſind, markirt. Eine eigentliche practicable Fahrſtraße giebt es niht; die Poſttartaren, die früher vom Goldenen Horn bis an die ſerbiſhe Grenze verkehrten und dieſe Stre>e von hundert deutſhen Meilen in nur fünf Tagen zurülegten, benüßten hierzu die landesüblihen Feldwege und nahmen in den öden
und menſchenverlaſſenen Steppenſtre>en mitunter wohl auch die directe Route, ohne ſi< an irgend eine Communication zu halten. Viel beſſer und no< in legterer Zeit mehrfa<h benüßt iſt der Bahnweg von Adrianopel nah der Küſtenſtadt Rodesno, halbwegs zwiſhen Stambul und Gallipoli am Marmara-Meere gelegen, denn vor Eröffnung des rumeliſhen Schienenweges pflegte man na<h dem Junern Thraciens, namentli<h aber nah ſeinen Hauptſtädten, meiſt von jener Küſtenſtadt, die man vorher mittelſt Dampfer erreichte, zu reiſen, da ſie die Landtour um ein Bedeutendes abkürzte. .…. Auf allen dieſen Wegen, zu denen no< jene na< Baba-Esfi und KirkKiliſſa zu rehnen ſind, haben bereits vor neunundvierzig Jahren die Koſaken des Marſchall Diebitſh-Sahbalkanski geſhwärmt, als er es auf jene tefannten Drohbewegungen ankommen ließ, die ex mehr zu ſeinem Heile, als behufs thatſächliher Bedrohung Stambuls inſcenirte. Er hatte damals Midia an der Pontusfüſte dur< ein Detachement des Generals Roth beſchen laſſen und den General Siwers mit nur wenigen Bataillonen thalab der Marißa na< Eros dirigirt, wo er am $. September (1829), alſo drei Wochen nach der Occupätion Adrianopels, eintraf. Die Verbindung zwiſchen dieſen beiden, 35 deutſhe Meilen au®einander gelegenen Orten beſorgten Cavallerie-Detahements aus der eigenen Colonne des Marſchalls, der ſie bis Baba-Eski, Lule-Burgas und einzelne Shwärme und Streifpatrouillen ſogar bis in die Nähe von Tſchorlu vorſchob.
Die nunmehrige ruſſiſhe Vorrü>ung von Adrianopel nah Conſtantinopel wurde jedo< nur langſam fortgeſeßt, während der Vormarſh auf Gallipoli und gegen die Küſtenſtädte des Marmara-Mceeres mit einer ge-