Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

hi von Sir Y. E. Commerell; „Achilles“, Capitän Sir W. N. W. Hewett, „Swiftſure“ (zuverläſſige Schnelle), Capitän Salmon; „Temeraire“ (Tollkühner), Capitän Calme Seymour; „Sultan“, Herzog von Edinburgh und die Räder-Yacht „Salamis“ — ſeßten ſich mit der Geſchwindigkeit von zehn Knoten nah den Dardanellen zu in Bewegung. Der Wind wurde auf einmal ſtark und die See in einer Weiſe unruhig, welhe für den unglü>lihen Geſchwadergenoſſen „Raleigh“, den im Augenbli>de der Noth ſeine Kameraden zu verlaſſen genöthigt wurden, von böſer Bedeutung war. Bald darauf trat an Stelle des Scneeregens regelre<ter Schneefall, und es war ſ<hwer, die Schiffe in Sicht von einander zu behalten.

Bei der Einfahrt in die Engen war Rumfaleh niht zu ſehen, und das europäiſhe Schloß wurde nur auf kurze Zeit unbeſtimmt vom Bakbordbaum aus ſichtbar. Die FJnſtructionen und die Ordres, welche die Schiffe erhalten hatten, waren folgende: Das Geſchwader ſollte, ſo gut es konnte, ſeinen Cours nach Con ſtantinopel nehmen zum Shutße hbritiſhen Lebens und Eigenthums; demgemäß wäre es nothwendig, die Dardanellen zu paſſiren mit der Geſchwindigkeit von zehn Knoten. Die Schiffe ſollten gefe<t8bereit ſein, aber kein Schuß ſollte abgegeben werden, ſelbſt niht zur Gegenwehr, es ſei denn, daß die Küſtenartillerie unbedingt die Rümpfe der Schiffe träfe. Den Geſchüßbefehls8habern war ſtreng befohlen worden, niht zu feuern ohne Befehl von ihren Quartiermeiſtern, und dann ſorgſam auf die Geſchüße zu zielen und ſicherli<h niht die Häuſer oder Einwohner der Städte zu verletzen.

Als ſi die Schiffe Ch anak näherten, wurde die Luft ſo di>, daß es unmögli<h war, eines der Ufer zu ſehen, und in dieſem kritiſchen Augenbli> lief die „Alexandria“ auf den Strand. Der „Agincourt“, der dies niht bemerkte, fuhr auf, der Oberbefehlshaber befahl dem „Sultan“ neben ihm zu ankern und gab den übrigen Schiffen den Befehl, na< Gallipoli zu ſteuern- und dort über Naht vor Anker zu gehen. Der „Achilles“, der „Swiftſure“ und der „Temeraire“ gingen vorbei und bemerkten, da der Nebel ſi< leiht hob, die Schlöſſer zu beiden Seiten. Auf dieſe Schiffe wurde kein Feuer gegeben, und der „Agincourt“ paſſirte allein im di>kſten Wetter die Schlöſſer und warf einige Meilen weiter Anker, um auf die anderen Siffe zu warten. Als die drei oben erwähnten Schiffe an dem „Agincourt“ vorbeifuhren, meldeten ſie dem Contre-Admiral den Unfall der „Alexandria“ und fuhren dann na< Gallipoli.

Nachdem die engliſhe Panzerflotte die Dardanellen paſſirt, ging ſie bei der Prinzen-

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Juſel, einem das Meer von Conſtantinopel beherrſhenden Punkte, vor Anker.

Nach neueren Fnſtructionen hatte jedo< Admiral Hornby die Dardanellen mit ſe<s Schlachtſchiffen pafſirt und zwei derſelben vor Gallipoli zurü>gelaſſen. Es war dies mit Rückſiht darauf, daß ſi< das Gros der engliſchen Flotte no< immer bei Tenedos, alſo außerhalb der Dardanellen, befand, eine ganz gere<tfertigte Maßregel. — Dieſen beiden Schiffen wurde niht nur die Aufgabe zu Theil, die Verbindung mit dem Gros der Flotte zu erhalten, ſondern au< Gallipoli und die Linien von Bulair zu beobachten, um deren Ueberſchreitung dur die Ruſſen im Vereine mit jenen Schiffen [zu verhindern, welche ſi< im Golf von Saros befanden.

n Folge der Einfahrt der engliſchen Flotte in die Dardanellen rü>ten aber auh bedeutende ruſſiſhe Heere8maſſen gegen Tſchataldja vor und der Großfürſt drohte mit dem Einmarſche der Ruſſen in Conſtantinopel. Der Sultan in ſeiner Bedrängniß wendete ſi<h deshalb an die Königin Victoria mit der Bitte, auf die Entſendung der Flotte nah Conſtantinopel zu verzichten; zugleich benahrihtigte er den Czaren von ſeinem Schritte bei der Königin von England und bat um Aufſ<hiebung des Einmarſches der Ruſſen in Conſtantinopel, bis die Antwort der Königin Victoria eingelangt wäre.

Der Czar antwortete dem Sultan auf die wiederholte Bitte, die ruſſiſhe Armee niht auf Conſtantinopel vorrü>en zu laſſen: die Stadt ſelbſt werde niht beſet werden, wenn die britiſhe Flotte bei den PrinzencFnſeln bleibe. Fn Folge deſſen richtete der Sultan einen erneuerten Appell an die Königin Victoria, um dieſelbe zu beſtimmen, die Flotte niht na< Conſtantinopel zu ſenden. Dem Wunſche des Sultans wurde ſofort Folge. gegeben, indem die Ruſſen vorläufig den Einmarſch in Conſtantinopel und ebenſo die Beſetzung Ga l[ipolis aufgaben; und die Engländer hatten ihre bei den Prinzen-FFnſeln ankernden Panzerſchiffe zu einer rü>gängigen Bewegung beordert, und zwar wurde denſelben die in ſüdöſtliher Richtung von den Prinzen-Fnſeln abwärts gelegene Bai von Mudania als der neue Stationsplat angewieſen.

Ueber die Dardanellen hinaus waren alſo die engliſ<hen Schiffe niht wieder zurü>gegangen und ſie konnten eben fo raſh wieder ain Goldenen Horn ſein, wie die Ruſſen jeden Augenbli> ihren Plan des Einzuges in Conſtantinopel wieder aufnehmen konnten. Man hatte eben nur einander die Conceſſion eines gelinden ſcheinbaren Zurü>weichens gemacht, aus „gegenſeitiger Höflichkeit“ und „auf Wunſch des Sultans“.

Die engliſche Regierung indeß hatte den Einzug