In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

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iheinung werden. Goethe trifft Durdaus das Richtige, wenn er im Borjpiel zum Fauft jagt:

„Sie fißen jhon mit hohen Augenbrauen

Gelafjen da und möchten gern erjtaunen.“

Mit dem emporgehobenen Lid beim offenen Auge jteht aud) die Wölbung der Augenbrauen in engem Zufammenhange (Siehe Seite 102). Bei Gelehrten, namentlich wadhjjamen yeldherren, mo das ganze Gefiht den mimifhen Ausdrud konzentrierter Aufmerkjamfeit aufmeilt, finden wir jehr oft diefe bogige Aundung der Brauen. Wir fehen jie bei Goethe, Björnfon, Bebel, Friedrich dem Großen, bei General Nleber und in jtärfter Ausprägung bei Marjchall Soult. Bei Soult nimmt das Geficht fajt den Ausdrud der jtereotypen Verwunderung an. (Nr.15.) Wo Schaujpieler mehr mit dem Geficht als dem Gewand mirfen müfjen, legen jie den größten Wert auf ausdrudsvolle Yugen= brauen. Mephiito erlangt durch jtarfe Brauenbogen allein den harakterijtiichen Ausdrud des zynijchen Spottes. Die Aurgenbrauen unterliegen dem gleihen Gejeß wie alle phyfiognomijchen Zeichen ; die am häufigjten geübte Musfelbewegung neigt jchliehlic) dazu Ddieje Stellung dauernd einzubalten, jo finden wir bei tiefen Denfern, die mehr herabgejenfte geradlinige Yugenbraue, wie bei Schopenhauer (Abb. 11) in erhöhten Maße bei Vtapoleon; bei melandolifchen Ntaturen die gegen die Stirmmitte emporgezogene Braue (Abb. 53), und bei zerfahrenen, von Yeidenjchaften hinund hergeworfenen, zu heftigen Affekten neigenden Menjchen Die in mehreren Biequngen verlaufenden Brauenlinien (NIbb. 54).

Die Augenjtellung ift gleich) dem Augenfchnitt hauptjädhlic von äjthetifher Bedeutung für die Phyjiognomie. Sind Die Yugen jehr weit von einander entfernt, jo erhält das Gejicht einen unfeinen Ausdrud und gilt jehr vielen als Zeichen unentwidelten Geijteslebens. Nr. 75. Nahe aneinandergerüdte Augen verleihen dem Gejicht edlen Ausdrud. Solche Augen joll Goethe gehabt haben. Wllzu engjtehende führen die Affenphyjiognomie herbei. Bei geiltig bedeutenden Menjchen will man oft wahrgenommen haben, daß ein Auge höher jteht als daS andere. Unjere Abb. Nr. 55 reproduziert dieje Stellung in dem edlen Antlit. Wie weit diefe Auffafjung auf Wahrheit beruht, wird ebenfalls durch jpätere Forjchungen feitgejtellt werden.