In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

— kl —

Sobald feine anderen Zeichen Dagegen jprechen, wird man bei gejunden Zähnen häufig gute Gemütsjtimmung antrefjen, die mit fejter Gejundheit parallel läuft. Bei hochentwidelten Schädeln ift die Zahnftellung jenfrecht, je jchiefer die Zähne ftehen, defto niedriger ift die Entwidlungsftufe des Schädels, heißt es bei Reid. Diejer Sat gilt für Nafjen, Völker und Smdividuen. Und: „Nicht weil die Adhje der Zähne einen ichiefen Winkel bildet, zu der Mittellinie der Kiefer, jteht das Wefen pfychiich auf minder hoher Stufe, jondern das Erftere ijt das notwendige Ergebnis des Lebteren umd fließt aus dem Kopf, aus dem Gehirnbaue.“ Dur Fall oder Krankheit hervorgerufener Schiefitand ijt bedeutimgslos.

Weshalb rhadjitifche Kinder felten vor dem neunten Monat zahnen, gejunde dagegen zwijchen dem fünften und jiebenten; weshalb die Neapolitaner befjere Zähne als die Berliner haben, das alles und nod) mehr fällt nicht in das Bereich unjerer Betradhtungen und muß aud mit Rüdjiht auf den Umfang der Arbeit unerörtert bleiben.

Bor dem grellen Licht der modernen WViljenihaft fonnte die alte Phyjiognomenmweisheit, daß die Zähne langes Leben, allzulange Treulofigkeit, Heine Sanftmut und Schüchternheit bedeuten, feine Sekunde ftandhalten und von Berufenen und Un= berufenen wurde das Kind fofort mit dem Bade ausgejchüttet. Die Augen! Wieviel Nadhläffigfeit verraten jhon ihre eigenen unteinen Zähne Welde Schlüffe lafjen die jhon auf das „gründliche Forfchen“ und ihren Charakter zu? Hier zu unter fuchen, zu analyjieren, zu fondieren, das Wahre vom Yaljchen, das Brauhbare vom Unbrauchbaren zu trennen, muß weiter unfere Aufgabe fein, meil Herders tiefjinnige Worte nicht grundlos Geltung behalten: „ein reiner, zarter Mund ijt vielleiht die jhönfte Empfehlung im gemeinen Leben."

] m m

Noghbe, Phyfiognomil. 11