In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen
Das Obr.
Das Ohr erjhließt uns das Neid) der Töne, die Sprache der Mufik, die Welt des Schalles. ES jteht zwar wie ein zu= rüdgejhobener PBoften an der Kopfjeite, aber für das Meußere it es gleichfalls von Bedeutung. Geine Beweglichkeit, das Senken, Heben und Zurüdichlagen, womit die Tiere ihre Gleichgültigfeit oder Aufmerffamfeit befunden, haben wir eingebüßt. Wir erben die Ohrmusfeln in ftarf verfümmertem Zujtand, weil ihnen unfere Voreltern dur) die Reihe der Generationen feine Uebung angedeihen ließen. Heute dient die Bewegung des Menjchenohres nur der Spielerei, die ohne mimijchen Wert it. Anders ift dies beim Tier. Die verfchiedenen Ohrbewegungen entjprechen ganz verjchiedenen Stimmungen. Darwin ihenkte diefem Punkte große Aufmerkfamkeit und wies darauf hin, daß die hängenden Ohren beim Pferde und Hund mit ge jenkten Augenlidern, die aufgerichteten mit gejpanntem feiten Blid parallel gehen.
Der moderne Menjch fucht nur den Gehörfinn zu bilden, der bejtimmt ift, die Schalleindrücde der Außenwelt in fein nneres zu tragen. Sn feiner Funktion ift das Ohr weniger mitteilend, befanntgebend, als aufnehmend und trogdem fpricht fein äußerer Teil eine ftumme Sprade von größter Wichtigkeit, für die nod) immer der rechte Schlüffel fehlt. Merfwürdigerweije machen bier die Hleinften feinften Degenerationseriheinungen jic) be= merfbar. Trinfer-finder wie -Enfelfinder und foldje, Deren Zeugung nad) einer fröhlich dDurchlebten Nacht, nad) einem Ball, einer Gefellfehaft, einer Hochzeit erfolgte, al man voll Des füßen Weines war, weifen das angewadjjene Ohrläppcden auf. Die Zahl jener, die nachweisbar mehr oder weniger durd) den