In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen
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Alkoholismus gejhädigt wurden, fünnte man an den aı= gemwachjenen Ohrläppchen zählen. Your geht weiter und behauptet: „NReines der Organe des menjchlichen Körpers verpflanze jo die Aehnlichkeit des Vaters auf die Kinder, als die Ihrmufcel, und man fünne daher aus der yorm des Obhres häufig ein Urteil fällen über die Echtheit der Abjtammung Der Kinder, beziehungsmeife die eheliche Treue der Mutter.“ Diejes Urteil ift allerdings übertrieben. Tatjache bleibt aber, daß moderne Kriminaliften der Ohrformation große Aufmerkjamfeit widmen, weil hier, neben dem GStirnbau, das zuverläjligite Erfennungszeichen zu finden ift. Wendert ji) im Laufe der “jahre aud) die ganze Vhyjiognomie, jinfen die Wangen ein, treten die Augen in den Höhlen zurüd, fällt mit der Zahnlofigfeit Der Mund zufammen, furdt fi) die Stirn, wird die Nafe jpit; oder plump, blaß oder glühend rot, das Ohr behält feine urfprüngliche Geftalt und ändert jelbjt die Farbe nit. Können wir dem Staliener Combrofo aud) nicht folgen, der aus der Form der Ohrmufchel den Charakter des Individuums erfennen wollte, jo muß andererfeits jeder Menjc zugeben, daß ein normal gebautes ihönes Ohr in uns die Empfindung des harmonijchen Zus jammenhanges der Formen hervorruft, während wir beim un= ihönen eine Art Diffonanz, einen Mißton verjpüren. Aud) menn der Kopf jonjt jhön geformt und das Gejiht frei von Sehlern ift.
Den eigentlihen Maßjtab für die Länge des Ohres gibt die Länge der normalen Naje ab. Die Ohren follen niemals [änger no kürzer fein als die Nafe des gleichen Gejichts. Aber au) der Schädelbau ift hierfür maßgebend. Regelmäßig gebildete Ohren jtimmen mit anderen Teilen der Phyjiognomie meift überein. Zange und female Ohrmujcheln finden wir bei hochgebauten, furze und breite bei runden Köpfen. Wo Die Formation von diefer Regel abweicht, werden beim Betreffenden abmeidhende Nuancen in irgendmelder Beziehung des Geijtes[ebens zu finden fein. Bei verfümmerten Obrmujcheln und ungünftigem Kopfbau fünnen wir auf geringere Grade Der intelleftuellen Fähigkeiten jchliegen. Schöngeformte Ohren, mit normaler Größe und richtiger Stellung zum Schädel, werden wieder Zeichen guter Entwidlung der Gehirnorgane und Sinnes-