In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen
Lachen und Weinen.
Den augenblidlichen Gemütszuftand offenbart das Lächeln, Laden oder Weinen. Die leifefte Negung diefer mannigjahen Reflerbemegungen gewährt den tiefjten Einblid in das „junere des Menjchen. Dur) fie erhält das Antlit erjt den vollendeten mimifchen Ausdrud. Laden und Weinen find überaus fomplizierte Erjcheinungen, an denen die AUtemmusfeln, Gejichtsmusfeln und Tränendrüfen Anteil nehmen. Mit den Entjtehumgsurfachen haben ji) namhafte Männer bejchäftigt, jind verjchiedene Theorien aufgeftellt worden, um die vielverzweigten und verwidelten Formen zu erklären. Yür unjere Betrachtungen find die Iangatmigen theoretifchen Grörterungen belanglos. Eingehend bejchäftigt fi) damit Darwin, Bell, Heder, Wundt, Piderit; gute Ausführungen finden wir bei Schopenhauer, Ih. Bifher, Cuno Vifcher, Wadernagel und Hermann Heller. Der angehende Vhyfiognom muß die Arbeiten diejer Männer jelbft zur Hand nehmen.
Dem Laden jowohl als dem Weinen liegen ausgejprochene Seelenftimmungen zu Grunde. Beide find Neaktionen auf äußere oder innere Reize, obwohl fie gegenfäglichen Urjadhen entjpringen und gegenfäglih im Ausdrud find. Das Laden entjpringt dem Wohlbehagen, erfolgt auf den körperlichen Reiz des Kitelns und durch Vorftellungen an freudige Cindrüde. Diefer Anjfchauung entjpriht das alte Sprichwort „Wer gern ladet, der Eißelt fich jelbft“. Große Freude wirft erregend, ans treibend auf das Nervenjyftem und erwedt das Bedürfnis Des Zachens. So erklärt ih) aud) die Wirkung des Wites und Des Komifhen. Bom Wit, jagt Piderit, wird „unerwartet eine VBorftellung mwadgerufen“, ein „imaginäres Kigelgefühl” ver