In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

de

bewohnern wahrzunehmen. Sie empfangen die angenehmijten und tiefiten Eindrüde durd) Augen, Mund und Ohren.

Einen höheren Grad ftellt das Erjtaunen dar. Zutreffend bemerft Hughes hierzu: „Se weniger jic) die Sinnesorgane dem Reize gemwadhjjen zeigen, umfo jtärfer erjheint das Erjtaunen d. 5. die plöglich auftretende, erhöhte Aufmerfjamfeit." Hier werden Mund, Lider, Brauen außergewöhnlich aufgerijjen, Dda= durch) entjtehen Fräftige Stirnfaltungen, der Blie ift jtarr, jprad)los der mweitgeöffnete Mund. Abb. 133.

Der offene Mund ijt aber aud) ein befanntes Greijenmerfmal. Sobald die Lebenskraft nahläßt, vermindert jich Die Energie der Musfeljpannung, Der Mund bleibt offen. Hierzu trägt nod) der jpäte und rajhe Zahnverlujt viel bei. Fallen die Zähne erjt in hohem Lebensalter und in rajcher Folge aus, dann gemöhnt ji) der Greis nicht mehr an das fejte Schliefen des Mundes, die Lippen jhrumpfen zufammen, der Mund erjcheint geöffnet, obwohl er bei volljtändigem Zahnerfag es nicht fein mürde. Siehe Seite 165 Abb. Wir. 121. Das prächtige Greifenantliß madt darum audh den Eindrud geiftiger BeIchränftheit. Das Ohr führt uns aljo nit nur in das beglüdende Reid) der Töne ein, feine zahlreichen Bejonderheiten in Bezug auf Größe, Umriß und Modellierung geben dem jemeiligen Zräger nit nur ein eigenartiges perjünliches Gepräge, jondern es jteht aud) mit mimijchen Vorgängen in Beziehung. m Ihre werden uns einft, bei der nötigen Borfiht und Berüd\ihtigung aller Nebenumjtände, zuverläffige Ergänzungsmerfmale für die Wejensbeurteilung der Menfchen zur Verfügung ftehen. Weld ein Unterjchied Herrjcht nur, ganz oberflächlic) betrachtet, zwifhen mangelhaft gebildeten, großhändigen, derben Frauen mit ungefhladten Ohren und ihren zartorganifierten, flein= wie Ihönohrigen, feinangelegten Töchtern und Chemännern! —

Nr. 133