In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

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Die in Trauerkutfchen jichtbaren Trauergefichter prägen jelbjtverjtändlic) ebenjo oft reine als geheuchelte Empfindungen aus. Sie jind nicht jelten nur jo einzufhäßen wie die Tränen Aleranders und Caejars über Darius und Pompejus. Die fonventionelle Sitte verlangt bei gemiljen Gelegenheiten das Weinen, wie jie andererjeits das Lachen verlangt. Der intelligente junge Beamte muß menigjtens traurig ericheinen, wenn er dem Leichnam feines allzu alt gemordenen Bordermannes folgt, wie der Neffe am Grabe des reihen Oheims, die junge Witwe an der Bahre ihres mohlhabenden Greijes. Bitterlihes Weinen erfennt jeder aus der tägliden Erfahrung. Seufzen, Jammern, Stöhnen, Wimmern und Winjeln jind jeine Nusdrudsformen, die Stimme Elingt leife, Shmerzerfüllt, jchmerzduchdrungen.

Als leßter Grad der traurigen Stimmung jei die Ver;mweiflung angeführt. Der Berjud) den Schmerz zuridzudrängen, mißlingt in diefem Stadium volljtändig. Der ruhe[ojen, qualvollen ‘Bein folgt die Ueberanjtrengung, die Erihöpfung und jchlieglih Der DBerlujt der Gelbjtbeherrihung. Yrme und Beine verjagen den Dienjt, der Kopf jinft herab. Neligiöje Naturen wenden den Blid von Zeit zu Zeit in Die Höhe und ringen Hilfeflehend die Hände, andere jchlagen um ji) her „alle Gliedmaßen, jo führt Hughes aus, erzittern unter Verzerrung und Zudung. In rhytmifcher Folge jchlagen Hände und Arme, pendelt Kopf und Rumpf. Sn feiner Bein jtampft er mit dem Yu und jcharrt den Boden. Ziellos geht der Geängjtete auf und ab, zwedlos läuft der VBerzmweifelte Hin und her. Alsdann bricht Zorn und Wut gegen umjtehende Berfonen loS; er jtößt Berwünjfhungen und Flüche aus, bedroht im Wortichmwall Anmejende oder Abmejende.“

Ausdru& des Weinens *)

*) Un einer Stelle wird auf das lette Bild diejes Kapitels hingeiwiejen. Dag betreffende Bild um das e3 fi; handelt fteht auf Seite 182, weil aı= dere Bilder no nadträglich Hinzufamen.