In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

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beijpielSmeije den durchjchnittlichen Stärfegrad 3 bis 4; feine zeitweilige Offenheit offenbart ji) nur ab und zu beim Lachen, und aud) nur in einer Durhfchnittsitärfe von 2 Grad. Bei einer joldhen Natur wird alfo nit Offenheit, jondern Verjchlofjenheit der vorherrfchende Zug fein. Da außerdem nod) dreimal „außergewöhnliche Vorficht“ beobachtet wurde, wird vorfichtige Berfchlojfenheit, Berjchlojjenheit aus Berechnung, aus diplomatifhen Gründen fonjtatiert werden müjjen.

na diefer Weife müfjen nun die einzelnen Rubriken, bei der Unalyfe der phyfiognomifchen und mimifhen Zeichen, durd)gegangen werden, damit Weberflüffiges und jich gegenfeitig Aufhebendes ausgejchaltet wird. Auf diefem Wege wird mandes Zeichen in feiner Herbheit gemildert, mandjes noch) verjtärft.

Wollen wir ein wirkliches Charafterbild jchaffen, jo dürfen mir uns feineswegs mit der Feititellung begnügen, daß das zu beurteilende Objekt ein wenig jo oder fo ift. Das geringe Wilen, einer jei jehr zornig, jelten heiter, oft verftimmt und meilt von Kummer geplagt, ergibt noch fein Charafterbild. Der Charakter it feine Mofatfarbeit, die aus winzigen Teilchen bejteht und zujammengejegt wird. Er ilt etwas Ganzes, Unzertrennbares, Unauflösbares. Darum muß auch jein Spiegelbild umfafjend und dod) wie aus einem Guß jein. Aus den notierten Ergebnijjen und den perjönlichen Eindrüden dur) die Unterhaltung müfjen die Grundzüge des Charakters dargejtellt werden. Um diefe Grundzüge zu bejtimmen, werden wir einige ragen aufwerfen müfjen, deren Beantwortung die Zujammenfaflung des Charafterurteils jehr erleichtert.

Soweit die Verftandesbejchaffenheit in Betracht fommt ift zu fragen:

Sit die Auffafiung eine leichte oder langjame?

Gehört der Betreffende zu den intelligenten oder Unbe-

gabten Ntaturen?

Sind feine Anfhauungen Kar oder verworren?

Sit die Phantafie arm, lebhaft oder ungezügelt?

Daß er von „leichter Iebhafter Auffafjung ijt, ergibt Die „Empfänglichfeit des Geiftes", die „jtarfe Begeijterungsfähigkeit" und die jchnelle „Bereitfhaft mit Griimden zu widerlegen“.

Für erhebliche Syntelligenz fpricht fein „guter Kopf und