In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen
Die @esichtszüge und ihre physiognomischen Merkmale.
Will man die großen und feinen Gemwalten einer wildbewegten Menjchenbruft erkennen und die jtillen Gemäfjer durd)= Ihauen die in glanzvoller Schönheit des Himmels Blau auf ihrer Oberfläche jpiegeln, obwohl Unrat und giftiges Gemwürm den Ihlammigen Boden deden, jo muß man fon ein geübter Renner des menjhlichen Geelenlebens fein. Leichter als beim modernen Kulturmenjchen wird man im Antlit des Bauern Iefen, obmnhl er unzugänglicher, härter, verfchlofjener erjcheint. Sein Jnnenleben ijt jedoch) in der Regel urfprünglicher, einfacher, begrenzter, jeine Zeidenjchaften unverfäljchter und fräftiger, fein Gefichtsbild demnad wahrer als des Städters. Bei diefem hat der Reichtum des phyjiognomifchen Ausdruds fi ungemein gehoben, erjtaunlic) verfeinert. Dbmohl das moderne Gefiht ein unendlich) nuancenteicheres Seelenbild wurde, jtehen uns zu feiner Charafterbeurteilung doc) mehr Anhaltspunkte zur Verfügung, als den Völkern früherer Jahrhunderte zur Verfügung ftanden. Wie wenig Sinn die Eulturell Hochftehenden Griechen für die herrliche Öulle des Geelifhen im Gefichtsausdrud hatten, beweilt die Zatjacdhe, daß jie in fchaufpielerifchen Darftellungen die Mimik vollitändig ausjchalteten.
Die Beurteilung eines Menfchen beginnt mit dem erjten Yufammentreffen. Der erjte Eindrud, den ein Sterblicher mad, joll nad) dem Urteil vieler Phyfiognomen fein Wefen am un= verfäljchtejten wiederjpiegeln. Die natürlichen Farben der Liebensmwirdigfeit, Ehrlichkeit und Beweglichkeit fümen bier am bejten zum Ausdrud, andererfeits ijt der Blid des Beobadhtenden am ungetrübtejten, am objeftivjten. Hier hat nod) feine Ueberrafhung