Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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obgleich der Teufel bes Kieifches Luft emporfchwinget, bavor die Seele erfridt und denkt, fie fei barum von Gott verfioßen: fo folt doch ihre Wille an ber Gnade bangen, wie ein Kind an feiner Mutter Brüften, und ftet$ wider ben Teufel und feine Begierde im Fleifh und Blut ftveiten, Did er endlich fieget und den Teufel im Geifte Chrifti überwindet. ©o wird er hernacy große Wunder in fih fehen und empfinden, und wird erfennen, daß e3 wahr fei, daß folhe große Freude im Himmel der befehrten Seele fei vor neun und neunzig Gerechten, die folder Buße nicht bebürfen. Luc, 182.

25, Darum, wer da recht beten will, ber folt fich feft eins bilden, daß er will zu göttlicher Gnade und Huld Eommen und dasjenige, mas er bitte, gemißlid erlangen. Darum foll aud) fein Gebet alfo gerichtet fein, daß e8 nicht wider Gottes Ordnung (aufe; fondern fol denken, bag er in feinem Gebete mit Gott oirken wolle. Gleihwie das Holz am Baum mit des Baumes Kraft wirfer, alfo aud) foll er begehren allein mit Gottes Kraft und Willen zu wirken. Anders ift fein Gebet nur ein Wirken in der Schaale des rechten Lebendbaumes; denn et wirket damit nur äußerlich in den Elementen und nicht innerlich) mit und in Gott.

24. Der aber recht betet, der wirket Innerlich mit Gott und gebäret dußerlih gute Srüdte. Wie der Baum feine Kraft heraud: führet und fich mit der Kraft in ber Frucht fehen (äßt: alfo auch Mißt fi die wahre göttliche Kraft im Menfhen Guferlih mit guten Merken und Tugenden fehen. Anders ift fein Glaube da; Das Merk erfolge denn. Sonft ift das Gebet nur Heuchelei und madhrt nur eine Außerlihe Korm, und etreichet nicht bie Stätte

ottes.

95. Eoldies wollte id meinen guten Zreunden und Mit: brüdern im chriftlicher Liebe aus meinem Kleinen Schaskäftlein zu einee hriffligden Erinnerung, wie der Menfdh folle zum Gebet zubereitet fein, nicht bergen. Und toiewohl ih weiß, daß fie felber neben mic in foldem Mirken ftehen und ber Gabe bes heiligen Geiftes theilhaftig und fähig find: fo wollte idy mich doch ulfo in diefem und in ben nachfolgenden Gebeten etwas mit ihnen erquiden, und ihnen aus meiner Kraft und Gabe die Gnade Gottes andeuten und mittheilen (glei wie ein Licht das andere anzlndet: alfo audy) eine Gabe Gottes die andere), Auf daß teir uns mögen in Einer Liebe, melde if Chriftus in uns Allen, erquiden, und I aud) alfo möge eurer götts icen Gabe und Erkenntnig genießen, daß mir mit einander Im Lobe Gottes wachfen, zunehmen und viel Trüchte tragen.