Marxismus und Darwinismus

ſtimmt mit dem verwicelten Getriebe unſerer heutigen Wirtſchaft8ordnung überein, worin die Menſchen ſi<h erſt dur eine hochentwi>elte Technik die Befriedigung ihrer Bedürfniſſe ſchaffen.

Hier haben wir alſo ſchon das, was Schopenhauer hervorhob, den verborgenen, ſi<h im Kopfe abſpinnenden Faden der UVeberlegung, die der Handlung vorangeht, als einen notwendigen Ausfluß des Werkzeuggebrauchs erfaßt. Aber damit iſt das Weſentlichſte noh unerwähnt geblieben. Der Menſch verfügt niht über ein einziges Werkzeug, ſondern über mehrere, die er verſchieden anwenden und unter denen er wählen kann. Daher ſteht er, mit ſeinem Werkzeug bewaffnet, niht mit dem Tiere gleih, denn das Tier bleibt immer mit denſelben natürlichen Werkzeugen und Waffen ausgeſtattet, während der Menſch ſeine künſtlichen Hilfsmittel auêwe<ſeln fann. Darin liegt der Hauptunterſchied zwiſchen Menſch und Tier. Dex Menſch iſ gleichſam ein Tier mit auswe<ſelbaren Organen. Und deshalb muß er au< das Vermögen beſizgen, zwiſchen ſeinen Werkzeugen zu wählen. Jn ſeinem Kopfe verfolgt er verſchiedene Gedanken-= reihen, worin er den Geiſt der Reihe nah auf jedes ſeiner Werkzeuge richtet und ſieht, was dabei herauskommt; nah dem Reſultat dieſer Ueberlegung wählt er ſeine Handlung. Er paßt gleichſam in der Gedankenkette, die von Sinneseindru> zur Handlung führt, der Reihe nah verſchiedene Gedanken als Wechſelſtü>ke hinein und hält ſhließli<h denjenigen feſt, der am beſten zu dem Ziele paßt. Das Ueberlegen, das freie Vergleichen einer Anzahl ſelbſtgewählter Gedankenreihen miteinander, jenes weſentliche Unterſcheidungs=merkmal zwiſchen dem tieriſchen und dem menſchlichen Denken, iſ unmittelbar mit dem Gebrauch willkürlih zu wählender Werkzeuge verbunden.

Das Tier hat dieſes Vermögen nicht, weil es ihm nußlos wäre, weil es nichts damit anzufangen wüßte. Dem Tiere ſind dur ſeinen Körperbau ſeine Handlungen innerhalb ſehr enger Grenzen vorgeſchrieben. Der Löwe iſt zum Beſpringen ſeiner Beute angewieſen und kann niht daran denken, ſie dur< raſches Laufen überholen zu wollen. Der Haſe iſt zum Fliehen gebaut und hat keine Waffen, wenn er ſich auh noh ſo gern verteidigen möchte. Für dieſe Tiere gibt es alſo nichts zu überlegen, als nur den Moment des Sprunges oder des Davonlaufens, den Augenbli>, worin die Eindrü>e ein beſtimmtes Maß erreichen, das zur Auslöſung der Handlung nötig iſt. Jedes Tier iſ für eine einzige beſtimmte Lebensweiſe gebaut; ſeine Taten müſſen ſih daran anpaſſen und haben ſih daher zu feſten Gewohnheiten, zu JInſtinkten vererbt. Natürlich ſind dieſe niht unveränderlich, das Tier iſt keine Maſchine; in andere Verhältniſſe gebracht, nehmen die Tiere raſh neue Gewohnheiten an. Phyſiologiſch, der Anlage nach, iſt ihre Gehirntätigkeit niht von der unſrigen verſchieden. Sie iſt es nur praktiſch, dem Reſultat nah. Nicht in der Qualität ihres Gehirns, ſondern in ihrem Körper liegt ihre Beſchränktheit; ihre Handlungen ſind ihnen dur ihren Körperbau und ihre Umgebung feſt vorgeſchrieben, die einer Veberlegung nur einen fleinen Spielraum laſſen. Deshalb wäre einem Tier das vernünftige Denken des Menſchen ein völlig nuß=- und zwe>loſes Vermögen, das es niht anzuwenden wüßte und ihm mehr Schaden als Nuzen bringen würde.