Marxismus und Darwinismus

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Dagegen braucht der Menſch dieſes Vermögen unbedingt, weil er über künſtliche Werkzeuge und Waffen verfügt, die er je nah dem Bedarf aus= wechſelt. Will er den ſhnellfüßigen Hirſh erlegen, ſo nimmt er den Bogen; tritt ihm der Bär entgegen, ſo ergreift er die Axt; will er eine Frucht zerſchlagen, ſo nimmt ex den Hammer. Wird er bedroht, ſo muß er ſih überlegen, ob er beſſer flieht oder ſi< mit einer ſeiner Waffen zur Wehr ſtellt. Dem Menſchen iſ alſo das Vermögen, in ſeinem Kopfe frei zu überlegen und zu wählen, unumgängli<h notwendig. Dieſe höhere Form der Geiſtestätigkeit gehört genau ſo zum Werkzeuggebrauch, der ſih bei den Menſchen allein vorfindet, wie die Geiſtestätigkeit überhaupt zu der freien Beweglichkeit der Tierwelt gehört.

Dieſe enge und feſte Verknüpfung von Denken, Sprache und Werk= zeugen, die ohne einander niht mögli< ſind, beweiſt, daß ſie ſich alle gleihzeitig und zuſammen allmählih entwi>elt haben=> müſſen. Wie dieſe Entwi>lung in Einzelheiten vor ſih gegangen iſt, darüber können wir natürli nur Vermutungen auſſtellen. Zweifellos iſ es eine Aenderung der Lebensbedingungen geweſen, die aus einem affenähnlihen Tier den Vorfahren des Menſchen machte. Aus dem Wald, der Affenheimat, in die Ebene überſiedelnd, mußte er dort eine neue Lebensweiſe annehmen, und mußte ſich der Unterſchied zwiſchen den Füßen zum Laufen und den Händen zum Greifen entwideln. Aus ſeiner Abſtammung brachte dieſes Weſen die zwei Grundbedingungen zum weiteren Aufſtieg mit, das geſellſhaftlihe Zuſammenleben und die Affenhand, die zum Erfaſſen von Gegenſtänden geeignet war. Die erſten rohen Gegenſtände, die, wie Steine oder Stöcke, bei der gemeinſamen Arbeit dann und wann benußt wurden, fielen gleichſam ohne Abſicht den Menſchen in die Hände und wurden wieder weggeworfen. Wiederholt ſih dieſer inſtinktive, unbewußte Gebrauch regelmäßig, ſo muß er allmähli<h zum Bewußtſein durchdringen.

Für das Tier iſt die ganze es umgebende Natux ein Ganzes, von deſſen Einzelheiten es ſi<h niht bewußt iſt. Es kann ſie niht bewußt auseinanderhalten, weil ihm die Namen für die einzelnen Teile und Gegen-= ſtände fehlen, die uns die Unterſcheidung ermöglichen. Sie iſ niht unveränderlich; auf die Aenderungen, die für das Tier „Nahrung“ oder „Gefahr“ bedeuten, reagiert es zwe>mäßig dur<h eigene Handlungen; aber ſie bleibt ein ungeteiltes Ganzes, und ſo muß ſie auh den Urmenſchen erſchienen ſein. Aus dieſer Maſſe heben fi<h nun durch die Arbeit ſelbſt, die den wichtigſten Lebensinhalt bildet, allmählich die Dinge heraus, die dabei verwendet werden. Das Werkzeug, das bald gleihgültiges totes Stück Außenwelt iſt, bald wie ein Organ unſeres Körpers ſelbſt, von unſerem Willen beſeelt, handelt, fällt ſowohl außerhalb der Außenwelt wie des eigenen Körpers, die ihm beide unbemerkte Selbſtverſtändlichkeiten ſind. Es bekommt als wichtiges Glied in der Arbeit eine Bezeichnung, einen Laut, der auh die Tätigkeit ſelbſt bezeichnet, und dur<h dieſen Namen ſticht es no< klarer als veſonderes Ding aus der umgebenden Welt hervor. Das Zergliedern der Welt dur<h Begriffe und Namen fängt an, das Selbſtbewußtſein dämmert auf, die künſtlichen Gegenſtände werden mit Abſicht und Bewußtſein bei der Arbeit angewandt.