Neueste Weltgeschichte vom Anfange der französischen Revolution bis zum allgemein Frieden

Neapel 1815 29

kaum einen Aufenthalt daſelb geſtatten! wollte, Und bey der Nachricht ſeiner Ankunft ausrief: „voila le sort d’un traitre!“ (Dies iſt das Schickſal eines Verräthers!). Als Napoleon nachher ſelbſt die Flucht ergreifen mußte, ſuchte ſich Murat eine Zeitlang in der Gegend von Toulon zu verſte>en; da aber die Gefahr entde>t zu werden hier zu groß war, ſo entſchloß er ſich nach Corſica zu begeben, und miethete zu dieſem Zwecke ein Fahrzeug für 700 Franken, um auf ſelbigem nöthigenfalls nach Africa zu entkommen. Kaum hatte er die hohe See erreicht, als auh ſchon ein ſtarker Sturm entfiand, und ihm den Untergang dreohete; indeß erwartete ihn ein anderes Schiéſal, und ſo fügte es der Zufall, daß das Poſtſchiff von Corſica, Murat und ſeine Gefährten aufnahm, und ſelbige nach dieſer Inſel brachte. Murat fand daſelbſt bey dem General Franceschetti eine freundſchaſtliche Aufnahme, und erhielt dort vom Kai: ſer von Oeſterreich Päſſe und Erlaubniß in deſſen Staa: ten einen Aufenthalt zu finden.

Er entwarf dagegen den unüberlegten Plan, in Neapel eine ähnliche Rolle, als Napoleon in Frankreich unternommen hatte, zu ſpielen. Wirklich gelang es ihm auch eine Anzahl Unzufriedene zuſammen zu bringen, mit denen er die verwegene Landung in Calabrien zu unters nehmen wagte. Seine Landungsarmee ſchifte ſich am 29. Sept. zu Baſtia ein, verließ am 4. Oct. die Küſte von Corſica, und erſchien am Sonntage den 8. Oct., Morgens 10 Uhr, vor Pizzo. Mit möglihſter Schnelle, und unter Verlekung der Sanitätsgeſeße, ſtieg er unter dem Geſchrey: „es lebe der Köuig Joachim!“ mit etwa zo Perſonen ſeines Gefolges ans Land. Die neuen Ankömmlinge marſchirten nah Pizzo, woſelbſ Murat Befehl ertheilte, den Appel zu ſchlagen, die königliche Fahne abzunehmen, und dagegen ſeine mitgebrachte Fahne aufzupflanzenz wobey er laut äußerte,

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