Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

118 IV. Poimandres und die ägyptische Offenbarungsliteratur.

einen Gottes entspricht nach Prof. Spiegelberg dem des Totengenius hpj. Sein Name erscheint mit dem des Thot verbunden in dem koptischen Zauberpapyrus des zweiten Jahrhunderts n. Chr., den Griffith in der Zeitschrift für ägyptische Sprache 1900 S. 90 publiziert hat; Isis sagt: my father Ape-Thot. Die Verbindung beider Gottheiten zeigt ja auch die griechische Mißdeutung Hermanubis.') Auch in unserem Gebet scheint hpj mit dem vorher als Diener des Hermes erwähnten Anubis identisch zu sein.

Dem Ägypter wurde eine Differenzierung ursprünglich identischer Götter wie Tat und Hermes besonders in der theologischen Literatur noch durch eine eigentümliche Anschauung erleichtert, welche Sethe richtig erkannt hat.*) Der weise Priester erscheint als Inkarnation des Thot und wird nach seinem Tode als Thot verehrt. So steht bei Medinet Habu ein in der Zeit des Ptolemaios IX. Euergetes II. errichtetes Tempelchen des memphitischen Hohenpriesters Teos; er ist der „Teos der Ibis“, d.h. des Thot?), (Teepißıc) und zugleich Thot selbst. Ob Sethe recht tut, den Hermes von Theben, der zusammen mit dem gleich zu befassen und eine wirre, dem Stil dieser Formeln ganz widersprechende Konstruktion anzunehmen. Ob wirklich 6 EcwWrepoc oder 6 de Erepoc dasteht, weiß ich nicht; zu schreiben ist immer oi dlo Beoi oi mepi ce, HUB xakeitaı ö eic Beöc 6 dE Erepoc Ääp, xayıı Kakoluaı Ni cecopnı Baıvxwwwy. Zur Sache bemerke ich, daß zwei dopupöpoı eines Gottes, wie auf bildlichen Darstellungen, so in der Literatur nicht selten begegnen; ich verweise, da ich leider die Stellen nicht notiert habe, für jetzt nur auf Wessely, Denkschr. d. K.K. Akad. 1893 S. 60 Z.2, auf Philon, De sacr. Ab. $ 59 Cohn: 6 deöc dopupopouuevoc Umo dueiv TWV AVWTATW dUvdnuewv ApxXMc TE al Kal dyadörnroc, und auf den Aöyoc *Icıdoc pöc "Rpov Stobaios, Ekl. I 49 p. 464, 9 Wachsm. Damit zusammen hängt m. E. der Name des Thot „der Große, der Große“; denn in den Stories of the High Priests of Memphis (Griffith p. 58) wird Thot der achtmal Große genannt, weil die acht Hundskopfaffen seine dopupöpoı sind. Bei einer anderen Auffassung mußte freilich gerade hieraus der tpıcueyac oder TpıcueYıcroc ‘Epunc werden, wie der Urgott mit den acht Wächtern die Enneade ausmacht.

1) Ursprünglich harmanup, Horus als Anubis; weiteres bei Pietschmann, Pauly-Wissowa I 2647 und 2649. Auch als Verfasser heiliger Schriften scheint Anubis für Hermes-Tat eingetreten. Eine Erinnerung an sie scheint aus Manetho bis in die Excerpta Barbari gedrungen (Manetho Fragm. 4 bei Müller): deinceps mitheorum regna sie: prota (npwra) Anubes [Amusim), qui etiam Aegyptiorum seripturas composuit (vgl. Müller zu der Stelle und Tatian 39).

2) A. a. 0. 8. 8; vel. Bissing, Deutsche Literaturzeitung 1902 Sp. 2329.

3) Vgl. Oatal. cod. astrol. graec. 1 167: ‘Epunc ®ıßi 6 Tpıcueyıcroc.

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