Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

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A. Hermes und Schüler (Tat und Anubis). 119

trachtenden Asklepios von Memphis als Orakelspender und vergöttlichter Mensch bei Clemens von Alexandrien (Strom. I 21,134 p. 399) erscheint, als diesen Teepißıc zu betrachten, lasse ich dahingestellt.') Die ganze Auffassung erklärt uns, wie die im Kult rezipierten heiligen Bücher, obgleich von bestimmten Priestern verfaßt, doch dem einen Thot oder Hermes zugeschrieben werden; sie erklärt eine gewisse Neigung ältere und jüngere Träger desselben Götternamens zu scheiden?); sie erklärt endlich das Schwanken in der Auffassung des Offenbarungsgottes, der daneben auch als Mensch gefaßt wird. Es ist gute ägyptische Anschauung, wenn Platon in der berühmten Stelle des Philebos (185) nicht weiß, ob er Thot als Mensch oder Gott bezeichnen soll. Aus diesem Empfinden glaube ich die in so junger Zeit vollzogene Scheidung von Hermes und Tat am. besten erklären zu können.

In der ältesten Erwähnung dieser Literatur sind beide noch nieht getrennt. Wohl geben auch Nechepso und Petosiris dem lehrenden Hermes zwei jüngere göttliche Begleiter; aber es sind Anubis und Asklepios. Über Nechepso und Petosiris gibt uns ein für das erste Jahr des Kaisers Antonius von den Priestern des Hermes in Theben aufgestelltes Horoskop’) den besten Aufschluß: creıpyauevoc mo moAAWv Bıßklwv, We mapedoen Nueiv Ano copWv dpyatwv, toutecrıv KuAdaikWv Kal TTeröcıpıc, uadıcra de Kai 6 BacıKebc Nexeuc (so), Ücmep Kai auTOl CUVNdpEUcav AmO TOD KUPploV NUWV “Epuod kai ”AckAnmıoD, 6 Ecrıv 'luolBov viöc “‘Honcrou. Der Schreiber, dem Nominative und Genitive wild durcheinander gehen, verrät uns zunächst, daß im zweiten Jahrhundert n. Chr. die Schriften des Petosiris und Nechepso zusammen mit den „ehaldäischen“ Büchern

1) Der Thot-Kult zu Theben stammt sicher nicht von diesem einen Heroenkult her, und die Worte des Clemens lassen sich kaum so pressen. Zu seiner Zeit gibt, wie das gleich zu besprechende Horoskop zeigt, die Priesterschaft des Hermes zu Theben Prophezeiungen; mehr sagt im Grunde auch Ülemens nicht.

2) So werden eine ältere und jüngere Isis in der Köpn xöcuov und bei Pseudo-Apulejus, ein älterer und jüngerer Askulap bei letzterem geschieden. Sethe sucht darin vielleieht etwas zuviel echte Geschichte; ähnlich scheidet z.B. Hekataios bei Diodor I 15 den König Amon von dem Gott.

3) Pap. du Louvre 1Jbis, Notices et Extraits XVII 2,136. Die von Rieß (Philol. Suppl. VI 331) arg mißdeutete Stelle hat Drexler (Jahrbb. f. Phil. u. Päd. 145, 545) richtig erklärt.