Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

120 IV. Poimandres und die ägyptische Offenbarungsliteratur.

die Tempelbibliothek ausmachten, sodann, daß in den erstgenannten Schriften der angebliche Petosiris und Nechepso sich über eine ältere Literatur miteinander beraten, bezw. sie kommentieren. Sie geht einerseits auf Asklepios oder Imuthes, den Sohn des Ptah, andererseits auf Hermes zurück. Die Erklärung gibt Fr. 25 Rieß, in welchem einerseits des Asklepios Moıpoyevecıc, andererseits Dialoge erwähnt werden, in welchen Hermes den Asklepios und Anubis über die Geheimnisse der Astrologie belehrt. Diese müssen also mindestens in den Anfang des zweiten Jahrhunderts v. Chr. fallen.

Daß der ägyptische Asklepios oder Imuth (Imhotp) ursprünglich Mensch war und göttlichen Kult erst etwa in der Zeit des Amasis empfing, scheint Sethe a.a.O. erwiesen zu haben. Ob man seine Zeit wirklich datieren kann, mag dabei dahingestellt bleiben. Die in ihrer heutigen Form der späten Ptolemäerzeit angehörige Inschrift von den sieben Hungerjahren und vor ihr jedenfalls schon Manetho verbinden ihn mit einem Könige der dritten Dynastie Doser (Tocößpoc); den Text hat Sethe im allgemeinen überzeugend hergestellt: TocöBpoc, «Ep ob luovenc). oüToc!) ’AckAnmıiöoc «mapa) Aiyurtioıc kardı TNV iaTpıknv vevönictar Kal TMV dıa ZectWv Alhwv oikodouiav EÜPATO, aaa Kal Tpapfic EreueAnen. Es gab also schon vor Manetho Bücher, die sich auf ihn zurückführten, zunächst medizinische Schriften. Überzeugend hat Sethe außerdem ihm ein Buch über den Tempelbau zugeschrieben, ein „Buch, das vom Himmel herabgekommen war nördlich von Memphis“; nach ihm haben Ptolemaios X. Soter II. und Ptolemaios XI. Alexandros I. den ‚Bau ihrer Ahnen zu Edfu erweitert, „wie es entsprach der Schrift von der Anlage des Horustempels, die der oberste Vorlesepriester Imhotp, der Sohn des Ptah, verfaßt hatte“ Auf sehr viel ältere Sprüche (bezw. Lieder) des Imhotp bezieht Sethe eine Stelle aus dem „Liede aus dem Hause des König Intf“: „ich habe die Worte des Imhotp und Hardadaf gehört; man spricht noch viel von ihnen, aber wo sind ihre Stätten?“ Das erklärt die Angabe des Aöyoc "Icıdoc npöc "Rpov (Stobaios Ekl. 149 p. 467, 4 Wachsmuth), Asklepios-Imuthes sei der Erfinder der Poesie. Bei den Griechen war es Orpheus, Linos oder Musaios; danach ist die Angabe zu beurteilen. Die Zusammenhänge der altägyptischen und

1) Sethe streicht dies oürtoc (oder öc), verdirbt aber damit die in dieser Literatur übliche Formel.

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