Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur
Poimandres-Schriften. Zosimos. 9
hatte. Die Zeit des Zosimos wird dadurch bestimmt, daß er den Porphyrios zitiert und von Synesios benutzt wird.‘) Sie fällt in das Ende des dritten oder den Anfang des vierten Jahrhunderts.
Zosimos, bei dem ich noch einen Augenblick verweile, benutzt aufs stärkste die ältere theologische Hermesliteratur und bildet eine Hermetische Nekyia geradezu nach, welche für Theologen vielleicht ein gewisses Interesse hat. Sie ist in der Schrift nepi aperfic benutzt, von der uns nur die ersten drei mpda£eıc mit wertlosen Kommentaren erhalten sind (Berthelot 107).*)
Die erste mpädıc beginnt mit Erwägungen des Zosimos über das tiefste Wesen seiner Kunst. Er entschlummert und sieht im Traum einen schalenartig gewölbten Altar, zu dem fünfzehn Treppen®) hinaufführen. Ein Priester steht oben und spricht ihn an; Zosimos fragt, wer er sei; es ist Ion, 6 iepeuc tWv ddurwv. Die folgende wüste Vision kann ich übergehen. Zosimos erwacht vor Schreck und überlegt sich die Deutung; dann entschlummert er wieder und sieht denselben Altar jetzt mit siedendem Wasser erfüllt, und in diesem viel Volk. Er steigt hinauft) und erfährt, daß es der tönoc ückncewc ist; hier lösen sich die Menschen von ihrem Leibe und werden mveuuaro. Auf die Frage: „kai cu nveüug ei;“ antwortet sein
1) Vgl. Rieß, Pauly-Wissowa I 1348, dessen Schlüsse aus der Hindeutung auf den Namen Mavıyaioc (Berthelot 232) freilich unsicher sind (vgl. Beigabe I).
2) Daß die Collationen Berthelots wenigstens im allgemeinen ziemlich zuverlässig sind, haben mir kurze Nachvergleichungen in Paris ergeben. Unverständlich ist sein Ordnungsprinzip. Die drei mpdzeıc des Zosimos stehen z. B. in den Parisini 2327 (A) und 2249 (K) unmittelbar nacheinander; ich begreife nicht, weshalb der Herausgeber $. 113, $-115, 11 drei durchaus fremdartige Exzerpte eingeschoben hat.
3) Die «Auakec, deren Zahl später sieben ist, erinnern natürlich an die xMudE EntanmuAoc der stark ägyptisierten Mithrasmysterien (Origenes Contra Celsum VI 22), welche die sieben Sphären, durch welche die Seele emporsteigen muß, versinnbildlicht, und die Emtanöpoc Baßuic der chaldäischen Orakel sowie an die verschiedenen ßaduoi koAdcewv bei dem Mythographen Nonnos (Cumont, Textes et monuments II p. 27). Aber die Vorstellung von einer Himmelsleiter ist schon altägyptisch (vgl. Brugsch, Rel. u. Myth. d. alten Äg. 580), nur ihre Verbindung mit der Lehre von den sieben Sphären wohl jung (vgl. auch die Vision des Aristides Or. saer. II 47 p. 424, 28 Keil: noAu de rı PPIKWÖECTEPOV EIXev Ta xpövu Ücrepov pavdtvra, Ev oic ai re di «Aluakec Acav ai To Umö yfc re kai Ümep ic KpopiZovcaı kai To Exarepwdı Kkpdroc ToD BeoD, d. h. des Serapis).
4) Dies wird später offenbar als Ersteigen der ersten Treppe gefaßt.