Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

186 V. Ausbreitung der Hermetischen Literatur.

Gegenbild boten jene TTroXeuaikai BißAoı (vgl. oben S.106 A.6), welche in griechischer Sprache ägyptische und jüdische Theologie und Theurgie in bunter Vereinigung enthielten und die Existenz ähnlicher Schriften in ägyptischer Sprache bezeugten. Im vierten Jahrhundert sehen wir dann im Gebrauch der Poimandres-Gemeinde apokryphe Schriften des Salomon und des angeblichen Mambres”), und in dem Talmud begegnen mehrfach koptische Proselyten als Schriftgelehrte.°) Die Wechselwirkungen scheinen immer stärker zu werden. Theologie und Magie lassen sich in dieser Zeit nicht trennen; so läßt auch die Ausgestaltung der jüdischen Magie Schlüsse auf die allgemeinen Einwirkungen Ägyptens zu, die m. E. noch lange nicht scharf genug gezogen sind, zum Teil wohl, weil uns das Material bisher so ungenügend erschlossen ist.) Noch immer bilden Papyri oder Bleitäfelchen einerseits, die handschriftliche Überlieferung andererseits für unsere Vorstellungen und unsere Arbeitsmethode getrennte Gebiete. Und doch wird dieselbe apxaryekıkn BißAoc des Moses in den Papyri wie in den gukaktnpıa des Parisin. graec. 2316 benutzt, und diese puAaktnpıa selbst bieten die trefflichsten Parallelen zu den Zaubergebeten der Papyri und den Gebeten der christlichen Gnostiker.*)

Den Zusammenhang mit der Theologie erkennen wir am deutliehsten in dem astrologischen Element des jüdischen Zaubers. Von ihm gibt ja schon das Testament Salomons eine gewisse Anschauung; mehr noch eine leider unveröffentlichte Schrift Salomons an seinen

1) Berthelot p. 245.

2) Blau, Das altjüdische Zauberwesen S. 43. Daß das Judentum in Ägypten, auch unter der Herrschaft des Islam, eine bedeutende Rolle spielt, ist bekannt; eine direkte Beeinflussung des Judentums durch spät-ägyptische Tradition scheint hiernach möglich, war aber schwerlich stark genug, die Entwicklung jüdischer Mystik in der später zu schildernden Weise zu beeinflussen.

3) Blaus oben erwähntes Buch kann natürlich nicht genügen; der Verfasser scheint von der Fülle des in griechischer Sprache handschriftlich erhaltenen Materials keine Ahnung zu haben. Aber der Nachweis, daß der Talmud die Magie überall auf Ägypten zurückführt, und daß die jüdische Magie auf das stärkste von Ägypten beeinflußt ist, scheint in der Tat gelungen.

4) Zu den früher erwähnten Beispielen füge ich noch ein relativ junges (aus fol. 435°): Emkadovuedd ce, decmora, Bee HeWv, KKlpıe) TWv Ävw dUvduelv, äxpavre, Äphapre, Aulavre, aymAdpnre laulavre], Axeıpomointe, dkatackelacte, Evdoze, Evdokötare, 6 mi (TWv) möAwv Exwv hy EEouclav (vgl. Beigabe IT), 6 uövoc marhp, 6 xupıoc uWwv ’mco0c Xpıcröc. Emikadobuedd ce, kÜpıe 6 Beüc nuWv, Uylav Kal cWrnpiav TTapücxoU.

Degen