Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

Anordnung. Stück V—X. 195

Wechsel Lehren an Tat mit solchen an Asklepios vereinigt sind. Auf die bisher angeführten Asklepios-Dialoge kann der erste Verfasser sicher nicht verweisen, da in $ 4 aufs bitterste gegen den vorausgehenden Asklepios-Dialog (VI, bezw. VII) polemisiert wird.

So wird Bernays!) recht haben, wenn er in jenem Aöyoc TeXeıoc die von Laetanz IV 6 und VII 18 unter diesem Titel angeführte Lehrschrift an Asklepios erkennen will. Eine lateinische Übersetzung und Bearbeitung dieser Schrift ist uns bekamntlich unter dem Namen des Apuleius erhalten.”) Hierzu paßt, daß Lactanz II15 auch einen kurzen Satz aus der Fortsetzung, d. h. eben aus unserer IX. (X.) Schrift anzuführen scheint (vgl. 5.192 A.2). Nur müssen wir annehmen, daß das uns erhaltene Stück (IX, bezw. X) aus einem längeren Traktat herausgelöst ist. Unmöglich scheint es mir, daß eine so kurze Einzeldarstellung jemals als gleichberechtigter Dialog neben jenem umfangreichen und vielumfassenden Stücke stehen konnte. Die Zeitbestimmungen und religionsgeschichtlichen Schlüsse, die Bernays und ihn überbietend Zeller”) aus der lateinischen Bearbeitung gewonnen zu haben glauben, sind alle mehr als unsicher, da diese Bearbeitung durchaus frei ist und auf die Zeit des Originales einen Schluß ebensowenig gestattet wie die angebliche Abhängigkeit dieser ganzen Literatur von dem Neu-Platonismus.‘) Die Zusammenhänge der

1) Monatsberiehte d. Berl. Ak. 1871 S. 500 — Ges. Abh. I 327 ff.

2) Dieselbe Schrift wird außerdem von Laurentius Lydus an drei Stellen zitiert; De mensibus IV 7 p. 70,22 Wünsch entspricht in dem ersten Satz wörtlich Aselepius 19; die Fortsetzung ist im wesentlichen gleich Aselepius 39, doch zeigt der lateinische Text Erweiterungen und Abkürzungen. Dem zweiten Zitat De mens. IV 149 p. 167, 15 Wünsch entspricht Asclepius 28, doch ist der lateinische Text stark verkürzt und die charakteristische Verweisung auf die griechischen Diehter und Platons Phaidon fehlt. Auf dieselbe Stelle nimmt endlich das Referat De mens. IV 31 p. 90, 24 Wünsch Bezug, verbindet sie aber mit einer allgemeinen Auseinandersetzung über die Diimonen, der jetzt im Asclepius nur noch flüchtige Andeutungen (ce. 4. 5. 27 u.a.) entsprechen, Die starken Abweichungen können der Mehrzahl nach nicht einmal von dem lateinischen Übersetzer herrühren; im Asclepius 19 hatte z.B. das griechische Original das Wort ovcıspync, wo die von Lydus zitierte Fassung dpyn las. Das Altertum kannte also verschiedene griechische Rezensionen dieses Aöyoc teAeıoc; wir können nicht mehr entscheiden, welches die ursprüngliche war.

3) Zeller, Vorträge und Abh. II 52 ff, und erheblich weitergehend Philosophie d. Griechen Vierte Aufl. IIT 2 S. 244 A. 2.

4) Man vergleiche etwa die im zweiten Abschnitt erwiesene nachträgliche Überarbeitung des Poimandres. — Daß die IX. (X) Schrift unseres Corpus in

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