Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

198 VI. Das Hermetische Corpus.

der sichtlich kein Philosoph ist, sich quält, den traditionellen Begriff der vontn oucia hiermit in Verbindung zu bringen: ei de rıc Ecrı Koi vonrn ovcia, «urn Ectiv 6 TobToU Öykoc, fc Umodoxn Av EIN TO TOUTOU plc’ möBev dE aurn cuvicraraı fi Emippei, auTöc uövoc oidev. !) Und dieser Helios trägt den Strahlenkranz und erscheint als Wagenlenker, entspricht also den Abbildungen des aurelianischen Sonnengottes. Es ist der römische Reichsgott des dritten Jahrhunderts, dessen Kult hier aus der ägyptischen Heilslehre gerechtfertigt werden soll.

Der Schluß dieser Schrift, sowie der ganze Hauptteil der nunmehr folgenden Lehre des Tat ist durch den Verlust eines oder mehrerer Quaternionen der Urhandschrift verloren, wie zu Anfang der Aöyoc xaBoAıköc mpöc Tür. Die Summe des ganzen Dialoges zieht der Satz: dıö mpockuveı a ayaluara, W Bacıked, we kai alra IdEOC EXOVTa AO TOU vontob Köcuov. Von dem vonTöc Köcuoc, der

1) Ägyptisch ist eine derartige pantheistische Verehrung der Sonne als Allgott allerdings wenigstens seit der Zeit Amenophis IV. gewesen, und wir werden im folgenden Kapitel noch sehen, daß der an den Sonnenkult schließende Pantheismus sich gerade in der letzten vorhellenistischen Zeit gesteigert hatte. Von der dort zu besprechenden Inschrift aus der Oase El-Khargeh könnte ein direkter Weg zu den “Opoı ’AckAnmio0 führen. Aber die uns erhaltenen Hermetischen Schriften haben sämtlich die naturalis theologia nur insoweit angenommen, daß sie über die Sternengötter die Begriffsgötter stellen, offenbar unter Einwirkung der griechischen Philosophie... Am klarsten tritt dies in V (VI) 3 hervor: ö fjAioc Bedc ueyıcroc tWv Kat olpavov BeWv, W TTüvrec eikovcıv ol olpdvıor Aeoi Wıcavei Bacıkı kai duvdern. Die Fortsetzung sagt ausdrücklich, daß auch er unter Befehl und Leitung „des Gottes“ steht. Einer alten Erinnerung an den Sonnengott als den Gott der Zeugung und des Lebens entstammt X (XT) 2. 3: airıoc dE 6 marip TWv Texvwv kai TNC cmopäc Kal hc TpopNe Tv Öpekıv Aaßlıv TOD Ayadoü did ToD NAlou: To yap dyadöv Ecrı TO momrıköv (auch in der heidnischen Naassenerpredigt ist das cmpua das &ya86v, der ithyphallische Gott, oder besser das aidoiov, das dyaanpöpov), aber unmittelbar vorher ist der Hauptgott von ihm unterschieden und zugefügt: 6 UEV Yüp Köcuoc Kal 6 HAloc TWV KaTtı ueTouclav Kal auTöc marnp' oUkerı dE Tod dyadoD Toric ZWorc icwc altıöc Ecrıv oVde toü Ziv. Der Hauptgott ist der Wille. Einer ähnlichen Erinnerung an die alten Lehre entstammt II (I) 17 die Angabe, daß der Kinderlose verflucht ist von dem Sonnengott; aber wieder ist der Hauptgott nicht fAıoc. Wenn der Verfasser der “Opoı selbst diesen Widerspruch merkt und bewußt auf die altnationale Anschauung zurückgreift, so entspricht dies dem Angriff auf die griechische Philosophie, welchen er in die Einleitung einflicht. Benutzt hat er sie darum nieht minder, wie hoffentlich schon die wenigen Anmerkungen zeigen.

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