Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

204 VI. Das Hermetische Corpus.

Vorliebe Philon!), der beständig mit einem Begriff des Prophetentums spielt, der weder rein griechisch noch jüdisch sein kann. Da ich

1) Vgl. die bekannte Stelle Quis rer. div. her. 52 p. 510M.: npopnnc Yüp id10vV uev oVdev Amopderyeran, AAAöTpıa de ndvra ÜmNXoDVvToc Erepou — — öpyavov Beoü Ecrıv MXEIOV Kpovöuevov Kai mÄNTTöLEVov dopdtwe Um auroD. 53 P- 511M.: övrwc Yap 6 mpophrne Kai Ömörte Acyeıv dokei, mpöc dANderav cuxüzeı” Katayprraı de Etepoc auTOD TOIC PWVNTNploıe Öpyavorc, cTöuaTı Kal yAuıtrn, mpöc unvucıv div av BeAn. Texvn 8° dopdrw Kai mauuolcw TaUTa Kpouwv EÜNXG Kal TOvapuövid Kai Yelovra cuupwviae the macnc dmortekei. Ich hebe die Stelle besonders hervor, weil sie zugleich eine ähnliche Übertragung des ästhetischen Begriffes des vhovcracuöc ins Religiöse zeigt wie das letzte Stück des Hermetischen Corpus. Durchaus ähnlich wird ferner das Verlassen des eigenen Leibes in dem XII. (XTV.) Traktat und von Philon geschildert, Quis rer. div. her. 14 p.482M.: un uovov MV, TO cWua, Kai CUYYEVEIAV, (nv) alcdncıv, Kal oikov TATPöC, TOV Aöyov, katakinmc, @AAA Kal caurhv dmödpadı Kai Ekcrndı ceauric — P. 453M. rov aurov dN Tpönov övmep rWy AAAwv ÜmezeAnAudac ÜTezeAde Kai UETAVACTNOL Kai ceaurfic (Hermes: eide kai cd ceauröv diekeAnAußac); vgl. Fr. II p.654M.; Leg. alleg. p.96 M.; De migr. Abr. 466M. Auch Philon erwähnt hierbei jene beseligende Schau der den Himmel durchwandernden Seele, die in Hermetischen Schriften so oft vorkommt (De opif. m. $ 70 Cohn p. 16M.; Leg. alleg. III 99 p. 107M.) und Stellen, wie De Cher. $ 27 p. 143M.: ikouca de more Kai cmoVdaLoTepou Aöyov TAP& WUxTe eunc eiwduiac ta moAAü BeoAnnreicdu Kai Trepi WV OUK OldE uavrevecha, Öv Liv duvwucı drouvmuoveucac EpW und De Somn. 1138 p. 692M.: Ürmxei dE wor maAıv TO elWwdöc dpavüc Evouideiv veüud döpatov zeigen ein bewußtes Spiel mit einer Form, die dem Leser ganz bekannt sein muß. Daß es zu der Zeit jüdische Wahrsager und Dämonenbeschwörer gegeben hat, habe ich früher hervorgehoben und wird uns noch öfter beschäftigen; aber eine Berufung auf sie gab Philon sicher nicht die Stellung, die er auf Grund seines „Prophetentums“ seinem hellenistischen Publikum gegenüber beansprucht. Die Zustände im eigentlichen Judentum schildert Bousset (Religion des Judentums im neutestam. Zeitalter 3744f.): das wirkliche Prophetentum ist erstorben; wer jetzt noch uvernpia zu künden hat, wählt als Träger der Offenbarung einen der alten „Propheten“. Das Schriftgelehrtentum herrscht, und wenn es später auch eine Art von &vBovcıacudc für sich in Anspruch nimmt, so genügt das nicht zur Erklärung der Philonischen Lehre von der Ekstase. Dagegen läßt sie sich aus dem Hellenismus, wie wir ihn fassen, voll erklären (vgl. besonders Fr. II oder De somn. II 38). Mit ihr hängt die beständige Einführung Philonischer Lehren als uvernpia, die nur dem Geweihten zugänglich sein sollen, zusammen. Boussets Erklärung (a. a. 0. 426 ff.) scheint mir nicht ganz zu genügen. Nicht die Einwirkung von Mysteriengemeinden, sondern eine ausgebildete literarische Form und Manier scheint das Bestimmende. Freilich verbindet Philon mit ihr religiöses Empfinden, so gut wie Horaz mit seinem Odi profanum vulgus et arceo. Auf die vereinzelten Anknüpfungspunkte im älteren Griechischen brauche ich kaum einzugehen. Die bestündige Wiederkehr der Form bei Philon läßt zu-

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