Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

208 VI. Das Hermetische Corpus,

Eindruck, daß auch auf Erden mehrere nicht völlig gleichgestellte Herrscher den einen überragenden umgeben, geeint durch die bei allen gleiche Liebe zu ihm. Für eine bloß zwischen Vater und Sohn waltende Einigkeit mußte gerade die Hermetische Theologie ganz andere Bilder bieten. Wir kämen damit in die Zeit, in welcher der Verfasser der Straßburger Kosmogonie schreibt, der ja auch Diokletian, die ihn umgebenden örkörepoı BacıAriec und den Persersieg feiert. Man hatte damals in Ägypten allen Grund die eigene Loyalität hervorzuheben und die römische Staatsreligion als Offenbarung der ägyptischen Götter darzustellen.') Es ist fast dieselbe Zeit, in der Arnobius sich so ganz von Hermetischen Ansichten beeinflußt zeigt und sein Schüler Laetanz dem Hermetismus starke Einwirkungen auf sich gestattet.

Ich halte diesen Ansatz für sehr wahrscheinlich, ohne zu verkennen, daß bei der schillernden Natur der meisten Angaben auch ein früherer nicht völlig ausgeschlossen ist. Für sämtliche Schriften des Corpus ergibt sich danach, daß sie vor dem Ausgang des dritten Jahrhunderts entstanden sind. Vielleicht sogar noch etwas mehr. Wenn der IX. (X.) Dialog mit dem Urbild der lateinischen Schrift zusammen in einem Corpus stand, das doch ebenfalls erst in der Gemeinde sich durchsetzen mußte, ehe es einerseits von Lactanz, andererseits von dem Redaktor unserer Sammlung benutzt werden konnte, so muß der einzelne Dialog erheblich vor den Abschluß dieser Sammlung fallen. Noch weiter müssen wir dann mit der Sammlung an Asklepios gerichteter Schriften heraufgehen, welcher Schrift II (II) und VI (VII) entnommen sind. Für die an Tat gerichteten Schriften habe ich nur die eine Bestimmung, daß die Fevıkoi Aöyoı öfters erwähnt werden, aber nicht selbst benutzt scheinen. Sie fielen, wie wir $. 33 vermuteten, vor die Zeit des Hirten des Hermas. Die schon von anderer Seite aufgestellte Behauptung, die Mehrzahl der Schriften unseres Corpus möchten im zweiten Jahrkundert n. Chr. entstanden sein, scheint durchaus glaublich.

Es bleiben einige Nebenfragen, die am besten gleich hier ihre Erledigung finden. Daß Cyrill und Lactanz unsere Sammlung nicht

1) Wir dürfen nicht vergessen, daß das dritte J Jahrhundert die Vergöttlichung des lebenden Herrschers gebracht hat, daß Aurelian der menschgeborene Gott (deus natus) ist, und daß Diokletian ws seine Genossen sich als düis

geniti et deorum cereatores empfanden.

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