Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

222 VII. Die jüngere Poimandres-Schrift.

gender: das mit göttlichen Kräften begabte Haupt der Gemeinde spricht zu dem Erkornen, heißt ihn sich bereiten und erkennt im Sprechen, daß die göttliche Kraft schon herniedergestiegen ist. Die Probe ist auch hier, daß der Begnadete selbst etwas spricht, allerdings hier auf Befehl des Mystagogen. Ist die Begnadung noch nicht gleich vollendet, so spricht der einführende Priester noch einmal bestimmte Formeln, und nun vollendet sich das Wunder: der Gottbegnadete „prophezeit“.!) Den Schluß bildet sein Dank an den Priester. Die Schilderung entspricht genau der des Hermetischen Stückes, nur daß dort die Prophetenweihe zugleich die Geburt aus Gott ist.

Den Zusammenhang beider Vorstellungen lehrt uns Celsus in einer bekannten Stelle, die jetzt erst volle Wichtigkeit gewinnt, seit wir uns von dem Treiben der heidnischen Propheten ein klareres Bild machen können.?) Die Christen verachten die altberühmten Orakel der Hellenen und verehren t& ümo tWv Ev lovdaia TW Exeivwv TpömwW AexBevra fi un Aexdevra ... TOV TPOTTOV TOUTOV, ÖV EiWBacıv Erı vv oi mepi Poıvixnv TE xai TaAcıcrivnv. Celsus spricht aus eigener Anschauung; er hat solche „Propheten“ selbst gesprochen, und sie haben ihm schließlich gestanden: oürıvoc £deovro Koi örı EmAdccovro Aeyovrec aAkornpöcaAka. Mit ihnen bringt er einerseits die Propheten des alten Bundes, andererseits Jesus in Vergleich; die Beschreibung ist tendenziös und gehässig, wie etwa des Irenäus Schilderung der Prophetenweihe der Markosier, aber nichts berechtigt, sie für erlogen zu halten. Er erwähnt mAeiova eivaı eldn TWV TTPOPNTEIWv, aber er schildert nur TO TeAewratov mapü toic TNdE Avdpacıv: moAAoi Kai AvWvuuor PÄCTA EK TÄC TTPOCTUXOUCNE oitiac Kal Ev jepoic xal EEw iepWv, ol dE Kal AYEipovTec Kai em-

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1) Es’handelt sich offenbar auch hier nicht um Weissagungen, sondern um eine bestimmte Art erbaulicher Rede. Wenn Bonwetsch (Zeitschr. f. kirchl. Wissenschaft u. kirchl. Leben 1884 $. 471 A. 1) urteilt, „das Verfahren des Markos beruht auf einer Identifikation von Mantik und Prophetie, obschon eine Anlehnung an die kirchliche Übung der Prophetie nicht wird verkannt werden können“, so beweist er nur, wie wenig man bisher auf den hellenistischen Begriff der Prophetie und die heidnischen Gegenbilder gnostisch-christlicher Mysterien geachtet hat.

2) Origenes Contra Oelsum VII 8 = II p. 160 Kötschau.

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