Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

Prophetentum nach Celsus. 225

gleichzeitig vollzieht. Auch in den Hermetischen Gemeinden folet ihr, wie es scheint, eine Periode der Ernüchterung. Man vergleiche die Schilderung des Zosimos (oben $. 214 A. 1) mit der Darstellung unserer Schrift. Wir können wenigstens ahnen, daß es sich hier um große Strömungen handelt, die nicht ausschließlich aus der Entwicklung der christlichen Kirche erklärt werden sollten. Auffällig ist, daß Celsus in jener Schilderung der Propheten weder Ägypten noch Jesus erwähnt; so dürfen wir als Ergänzung seine Auffassung Jesu mit hinzunehmen (Orig. I 28): oötoc dıa meviav eic Alyuntov uıchapvricac Kakei duväueuv TIvWV meipadeic, Ep’ aic Aiyumtıor ceuvuvovran, EtaviiAdev Ev taic ÖUVAUECI UETA PpovWv kai dı" autüc Beöv auröv Avnyöpeucev.!) Ob Celsus hierfür in einer jüdischen Erfindung den Anhalt fand, mag dahingestellt bleiben. Es ist ja nur die allgemeine Ansicht der Zeit, daß, wer eine übernatürliche duvauıc in sich trägt, sie in Ägypten erworben hat. Diese Auffassung begegnet uns bei den Kirchenyätern, die in der Charakteristik der einzelnen „Magier“ wie in den mancherlei Anekdoten Ägypten als Heimat der Zauberei betrachten; sie begegnet uns im Talmud, wenn der Pharao höhnend zu Moses und seinem Bruder sagt: „Das ist die Kraft eures Gottes? Von Ägypten stammt ja das Zauberwesen der ganzen Welt“ und fünfjährige Knaben die Wunder des Moses wiederholen?); sie begegnet uns im griechischen Roman wie bei dem Spötter Lukian. Ob sich jene duvanıc in dem Heil-

1) Vgl. für seine Auffassung der Heilwunder Orig. VII 58: örı wiv &v TOICdE uexpı TWVv eAayicrwv Ecrıv örw dedoran LEoucla, uddoı TIc Av CE üv Aiyumrioı Aeyoucıv, ötı ipa Tod avdpubmrov TO cWua FE Kal TpLdkovra ÖLeIÄNPöTEC daluovec ij Beoi Tıvec aißepıoı (Dekane) eic tocadra uepn veveunuevov — oi de kal moAU tAeiouc (Dämonen unter den Dekanen) Ae&youcıv — ükoc Ado rı AUTO veueiv EmTetartal. Kal TWV daruövwy Icacı TU Övöuara emxwpig Pwvi], Ücmep Xvobunv kai Xvayobunv ... al dr EmikaAodvrec abrolc IWvrar TWV nepWv T& maßnuato. Dieselbe Anschauung kennt und bekämpft Galen.

2) Blau, Das altjüdische Zauberwesen 38 ff, Besonders charakteristisch ist auch der Satz des Talmud: „zehn Maß Zauberei kam herunter auf diese Welt; neun nahm sich Ägypten und eins die ganze übrige Welt“. Ich erwähne die bekannte Sache nicht nur, weil Anz gerade die Zusammenhänge der Zauberei und des Gnostizismus benutzt, um letzteren für Babylonien in Anspruch zu nehmen, sondern auch, weil sie der so bequemen und daher beliebten Zurückführung des Gnostizismus auf Syrien widerspricht. Freilich würde zum vollen Nachweis ein Verfolgen der Wunder in gnostisch gefärbten Apostelgeschichten und Zauberpapyri gehören.

Reitzenstein, Poimandres, 15