Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

230 VI. Die jüngere Poimandres-Schrift.

zugemutet wird; es ist die Erklärung des in zahllosen Inschriften bezeugten Brauches, daß die Gattinnen des Königs, der höchsten Beamten und der Priester die Gemahlinnen, bezw. Kebsweiber eines Gottes sind. Die Folge kann nur eine sakrale Stellung ihrer Söhne sein, die doch zugleich nach dem irdischen Vater heißen und auch als dessen Kinder gelten. Hieraus ist der eigenartige Ausdruck üpyxai rıvec yevecewc, welcher Theologen vielleicht interessiert, zu erklären.)

Daß später die Vorstellungen von der nokıyyevecia eine andere Wendung nahmen, ist leicht zu begreifen; bei Apuleius ist die allgemeine Mysterienvorstellung, nach welcher mit der Weihe das alte Leben beendet ist und ein neues begonnen hat, eingetreten. Aber auch bei ihm erkennt man noch unschwer Reste einer stark sinnliehen Ekstase. Auch in unserer Hermetischen Schrift ist die Vorstellung der cuvoucia aufgegeben, aber die Frage des Tat, ob der in ihm geborene Gottessohn denn ein anderer sei als er selbst, zeigt noch die Nachwirkung einer alten Anschauung, die sich auch in dem Gebet (II 1, oben 8. >0): EABE uo1, Küpıe “Epun, Wc TÜ Bpepn eic Tüc KoiNlac TWV YUuvamkWv verrät.

Ganz aufgegeben ist der Gedanke an die cuvoucia in jener iepü Afpıc mapedpou daiuovoc, die ich aus dem Papyrus Mimaut im Schluß des vierten Kapitels angeführt habe, und in dem Poimandres. Dennoch ist die Erkenntnis der Verbindung der Anyıc rapedpou mit dem Prophetentum nieht unwichtig für die Beurteilung jener Gebete um Erhaltung der yvwcıc oder jenes großartigen Wortes: moincöv we ÜTNPETNV TWV Ava ckıdv uou, und selbst auf die Einleitung des Hermas, in der wir ja die ältere Fassung des Poimandres wiederzufinden meinten, fällt von hier neues Licht. Die Worte mpocevZauevov uou Ev TW oikw Kal Kaßicavroc Eic TMV KAivnv eichAdev Avrip Tıc wie die Verkündigung: dmectaAnv, iva uETÜ coD oikcw TAc Aoımüac Nuepac TIC Zwijc cou erinnern durchaus an die Afiwıc daiuovoc, ja der Berliner

1) Die Frage läßt sich wenigstens aufwerfen, ob nicht schon in das neutestamentliche Judentum einzelnes aus diesen Vorstellungen übergegangen ist. Wenn Paulus verlangt, daß das Weib beim Beten und „Prophezeien‘ das Haupt verhüllen soll did tovc dyyeAovc (I Kor. 11, 10), so scheint er zu meinen, daß es in der Ekstase dem Angriff’ der nn besonders ausgesetzt ist. Die richtige Deutung scheint Everling (a. a. ©. 8. 32 ff) begonnen zu haben; doch muß ich bei der großen Wichtigkeit, he der Nachweis einer Bekanntschaft des Paulus mit diesen Vorstellungen haben würde, selbst zufügen, daß das Rätselwort auch dann noch Schwierigkeiten macht.

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