Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

Prophetentum und Wiedergeburt. Fortsetzung der Erklärung. 231

Papyrus bietet (Z. 165) sogar ein ähnliches Gebet: dkivnroc uou ivov AO TÄC cHUEPOV Nuepac Emi TOV Amavra XpOvov TIC Zwijc uoV. —

Ich kehre zur Erklärung der Hermetischen Schrift und ihrer Einzelheiten zurück. Im Poimandres vollzieht sich die Reinigung der Seele von den Lastern und ihr Aufstieg zu Gott beim Tode, in unserer Schrift bei der Wiedergeburt; sie ist in gewisser Weise schon eine Avcıc to0 ckrivouc, Das kann nach den obigen Ausführungen nicht befremden; ich darf auf die Auffassung der IsisMysterien bei Apuleius und auf das Mithrasmysterium verweisen. Dieselbe Gleichsetzung der avarevvncıc mit dem Tode fanden wir in der christlichen Bearbeitung der Naassenerpredigt (8.93 A.3.4) und finden sie klarer noch z.B. bei den Valentinianern (Clemens Alexandrinus Eire. ex Theodoto 76): 6 yap eic Beöv Bamrıcdeic eic Beöv ExWpnce und: eic oüc (Vater, Sohn und Geist) ävarevvuueda TÜV AoınWv DdUVAHUELWV Ümepavw Yıvönevot.!) Ähnlich betrachten die Markosier sich als Ev wer Umep mäcav duvanıv und als eic nv Unep mavra dUvanıv AVOTErevvnuevoı. — Festgehalten ist dabei in unserem Traktat, daß die Laster von außen in die Menschenseele hineingebracht sind?), und zwar durch den Einfluß der Gestime. Aber während im Poimandres die sieben Planeten Urheber der Laster sind, werden in unserer Schrift die zwölf Zeichen des Tierkreises, die eigentlichen Schicksalsherren nach ägyptischer Lehre, für sie eingesetzt. Ihre Geister wohnen in dem natürlichen Menschen, wie die duvaneıc Beoüö in dem neuen wohnen, ja ihn ausmachen.?) Daß ursprünglich jedem rıuwpöc daiuwv eine duvauıc Beoü gegenüberstand, erkennen wir deutlich und brauchen uns nieht auf die mancherlei gnostischen Parallelen z. B. in dem berühmten dıdrpaung der Ophiten bei Celsus zu berufen, wo den sieben bösen Geistern die sieben guten gegenüberstehen. Die Liste der duvaueıc ist charakteristisch: yvWcıc Beoü, TvWcıc xapäc, EYKPATEIG, Kaprepia, dikarocuvn, kowvwvia, Anden — üradov, Zwn, piWc. Es ist

1) Dieselben Worte (eic Beöv xwpeiv) bezeichnen im Poimandres den Tod. — Ob vielleicht der Nachweis des Alters dieser hellenistischen Vorstellungen auch auf die Bildung der Paulinischen Begriffe Lieht wirft, müssen die Theologen entscheiden.

2) Auch dies lehrt Valentinus ebenfalls, vgl. die schönen Erläuterungen von Schwartz, Hermes XXXVII 95 ff.

3) Die Vorstellung von dem Mikrokosmos und Makrokosmos waltet dabei

natürlich mit; die Tierzeichen oder die Planeten entsprechen ja den Teilen des Menschen.