Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

Erklärung. Die duvdueıc und die Hypostasen. 233

spezifisch christlich bezeichnet hat, beweist nur, daß auch hierin das Christentum der hellenistischen Mystik gefolgt ist.')

Unklar bleibt, wie in dem System die fünf Begriffe Noüc, Aöyoc, BovAn, Aiwv deoo und OeAnua deoü zu den duväueıc stehen; sie werden bald wie reine Appellativa, bald wie Personenbezeichnungen gebraucht. Das Oe&Anua wird dabei als männlich, als 6 crreipac, Aiwv vielleicht als weiblich (ano coD Aiwvoc evAoyiav eipov kai 6 nrw BovAnj c Avamenauua) gebraucht.) Das erinnert etwas an die Lehren der Barbelo-Gnostiker; doch können wir nicht mehr erraten, wieviel derartiger Hypostasen Gottes die damalige Poimandresgemeinde gelten ließ. Daß die Barhelo-Gnostiker in Ägypten weiterleben, ja vielleicht in Ägypten ihre Heimat haben, haben ihre in die koptische Sprache übersetzten heiligen Schriften erwiesen.?)

Wichtiger wäre es, wenn sich erweisen ließe, daß Simon von Gitta, der samaritanische „Zauberer“, von Ägypten beeinflußt ist.) Nur unter dieser Voraussetzung wäre ja auch die Abhängigkeit der Barbelo-Gnostiker von der ägyptischen Theologie wahrscheinlich zu machen. Die romanhafte Darstellung läßt ihn bekanntlich in Ägypten die Magie erlernen und in den Streitgesprächen beständig „Hermetische“ Sätze, also Sätze der hellenistischen Mystik vortragen. Die nur von Hippolyt benutzte drögacıc ueräAn Simons weicht hiervon insofern ab, als sie nach unsern Exzerpten nur sechs derartige Hypostasen zu bieten scheint, während wir in einem ausgebildeten ägyptischen System eine Ogdoas erwarten würden.’) Jedenfalls weist auf ägyp-

1) Vgl. in dem Hermetischen Corpus VI (VO) 1: Aumn y&p kakiac uepoc. 2) Vgl. in dem mehrfach angeführten heidnischen Gebet bei Wessely, Denkschr. d. K. K. Akad. 1888 8. 74 Z. 1201 ff.: 6 xUpıoc &meuaptupnce cov en Zopia, 6 ecrıy Alııvı und mit diesem XI (XII) 3: 1) de deoD Zopia ic Ecrıv; — ro dyadöov Kal TO kuAöv Kol (N) evdaınovia Kal y) mäca Gdpern kal 6 Aluv. kocuei olv tiv Gdavaciav al diauoviv Evdeic 6 Allıv ti An. Die Wurzel der Vorstellung scheint der Isis-Glaube,

3) Vgl. Schmidt, Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1896 $. 839 ff.

4) An der Geschichtlichkeit der Person zu zweifeln, ist gewiß kein Grund; ob sein Bild in der Apostelgeschiehte irgendwie durch antipaulinische Polemik beeinflußt ist, scheint mehr als zweifelhaft, die Echtheit der von Hippolyt benutzten Schrift zu behaupten wie zu verneinen gleich willkürlich. Aber so wenig wir Positives über ihn aussagen können, so wichtig ist die Tatsache, daß in Christi Zeit ein derartiger Lehrer und Wundertäter in Samarien erstehen und weithin Anerkennung finden konnte,

5) Daß Hippolyts Auszug unvollständig ist, wäre an sich ebenso möglich