Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

Pantheismus. Hymnen von El-Khargeh. 235

Verfahren der ersten hellenistischen Verfasser Hermetischer Schriften trefflieh und drollig veranschaulicht.') Der Sonnengott wird als der große Eine unter den verschiedensten Namen gepriesen:

I. „Der da ist als Re das Sein an sich selbst — der gütige Gott, der ruhend weilt in seinem Leibe und sich erzeugt, ohne herauszutreten aus dem Mutterleibe. Dies sein Heraustreten, das sind die Dinge (?). — Der sich offenbart (?) in allem, was da ist, und benannte <jedes Ding) vom Berge zum Strom. Das Bleibende in allen Dingen ist Amon(?). Dieser herrliche Gott war von Anbeginn an. Nach seinem Ermessen ward die Welt. Er ist Ptah, der älteste der Götter. Er wird zum Greise und verjüngt sich zum Kinde im kreisenden Laufe der ewigen Zeit. Den Menschen verborgen, scharfsichtigen Auges durcheilt seine Haine (??) sein Körper als Lufthauch. — Die Erde steht unter deinen Plänen (ßovAai); es sind die Götter unter deinen Armen, es sind die Menschen unter deinen Füßen. — Was du ausgeworfen, es ward zum Gott Schu, was du ausgespieen, zur Göttin Tefnowet?); du schufest also den Götterkreis als Anfang des Seins. — Du fügtest zusammen die Leiber der göttlichen Scharen; du verteiltest die Gaue mit ihrem Reichtum; sie feiern dir Feste in ihren Tempeln. Du bist der Himmel, du bist die Erde, die Tiefe bist du, du bist das Wasser; du bist die Luft zwischen ihnen (Himmel und Erde).“ — —

II. „Er gießet aus des Odems Lüfte für alles was atmet in seinem Namen als göttlicher Amon, der das Bleibende ist in allen Dingen, die Seele des Schu für alle Götter. Er ist der Leib des lebenden Menschen, der Schöpfer des Baumes mit nährender Frucht — der Freund des Skorpiones in seinem Gange(?). Der große Baumeister, der da ist von Anbeginn, ein Ebenbild, das selber modelt seine eigene Gestalt mit eigenen Händen in allen Formen nach seinem Belieben. — Bleibend, dauernd vergeht er nie

1) Ich gebe nur einen Auszug. Einiges ist nach gütigen Mitteilungen von Prof. Spiegelberg berichtist; es kommt mir mehr auf den Eindruck des Ganzen als auf bestimmte Einzelheiten an.

2) Etymologisches Spiel mit den Namen (vgl. 8.140 A. 1). Über den Götterkreis vgl. oben S. 63 und 53. Der König verehrt, indem er diesem Gott

huldigt, „die vier Paare der uranfänglichen Götter“, ja sein Preislied istihr Preislied zu Ehren ihres Vaters. So werden sie zum Schluß genannt.