Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

Pantheismus. Gott und Mensch, 237

amoßewcıc zu erlangen, bedarf es eines geheimen Wissens vom Namen und Wesen des Gottes; in festen Formeln wird es überliefert, und ein Mysterium ist es, in welchem der Gott sich dem Menschen verbindet. In einem altägyptischen Zaubertext wird als magisches Buch erwähnt „das Buch zu sein wie Gott“) Den Zaubervorschriften entspricht wieder die theologische, ja selbst die eigentlich erbauliche Literatur. In dem Papyrus Insinger, dessen Schrift Prof. Spiegelberg etwa in das erste Jahrhundert der römischen Herrschaft setzen möchte, soll in Col. XXXV und XXXVI Gottes Weisheit und Vorsehung gepriesen werden. Die Überschrift des Abschnittes lautet (XXXV 17): „Die vierundzwanzigste Lehre: die Unterweisung: erkenne die Größe Gottes?), um sie in deinem Herzen werden zu lassen“, und von Gott heißt es später (XXX VI 3—5): „er kennt den Frevler, der Schlechtigkeit denkt, er kennt den Frommen mit der Größe des Gottes in seinem Herzen; die Zunge, noch ehe sie gefragt ist, ihre Worte kennt der Gott“. Das letztere erklärt sich uns, wenn wir XXXV 19 lesen: „Thot(?)®) ist(?) Herz und Zunge des Frommen (bezw. Weisen); siehe(?) sein Haus ist der @ott“ Da Thot auch Herz und Zunge des Allgottes ist, so sind Gedanken und Worte des Frommen zugleich die Gedanken und Worte Gottes, wie schon die Inschrift von London sagte und die Hermetischen Schriften wiederholen.) So ist der Fromme in Gott und Gott in ihm.

ausgehen, und wieder handelt es sich darum, einen ganzen Komplex von Vorstellungen gleicher Herkunft nachzuweisen.

1) Aus einem magischen Papyrus des Britischen Museums (Coll. Salt 825) aus der Zeit zwischen der XXI. und XXVI. Dynastie, übersetzt von Birch (Records from the Past VI 122): These are the titles of the four Books: the Old Book, the Book to Destroy Men, the Great Book, the Book to be as God.

2) Vgl. oben 8. 217 über ueredoc deoD.

3) Prof. Spiegelberg, dem ich die Kenntnis und Übersetzung der lehrreichen Stelle verdanke, bezeichnet die Lesung Thot als nicht ganz sicher; an sich sei die Deutung auf einen Gott richtig, doch werde der Name des Thot in unserem Papyrus sonst anders geschrieben. Zur Charakteristik des religionsgeschichtlich wichtigen Textes führe ich noch XXXV 23 an: „die Lebenszeit des Freylers wird gewährt, um ihn mit der Vergeltung leben zu lassen“, XXXYVI 15: „er gibt Gesetz (?) und Recht ohne Gericht“ (vgl. Herm. XII, bezw. XIV 8 9: xwpic rip Kpicewc eöikanbönuev); XXXVI 17: „er schafft den Armen, der den Großen anfleht, um sein (des Reichen) Herz zu erkennen‘.

4) Vgl. oben 8. 64 A. 4.