Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

Evangelium Johannis. 247

noch einmal daran, daß Tat nicht verstehen kann, solange nicht ein Niedersteigen des Gottes (bezw. des nveüua) in ihn ihm das Verständnis erschlossen hat. Hermes hat aivıruarwößc Kal ol TNAauyWc gesprochen; er hat seine Worte nieht erklärt und sagt: roüro TO Yevoc, lb TEKvov, OD dDIDÄCKETUL, GAA ötav HeAn üUmo ToD Heoü Avawıuvnckeran. Ich brauche kaum auf die Parallele Joh. 14, 25. 26 zu verweisen: tadra AeAdAnka Uuiv rap’ Univ uevwv’ Ö de TTaPIKÄNTOC, [to mveüua Tö Ayıov), Ov eupeı ö martijp Ev TW ÖvönaTi HoU, EKEIVOC Unäc dıdägeı mävra Kai ÜmonvNcel vuäc navra ü eimov Vulv. Erst wenn sich die Palingenesie, das Innewohnen Gottes (14, 23) an den Jüngern vollzieht, werden sie ihn verstehen; er wird sich {hnen offenbaren und mit ihnen reden oVkerı &v mapoıniaıc, AAAU rappncia (16, 25). Jetzt sind sie zwar gereinigt durch sein Wort, aber noch nicht mit der Himmelskraft begnadet.')

Das vierte Evangelium entstand, als das Christentum nach seiner ersten Auseinandersetzung mit dem Judentum für weitere Eroberungen zunächst auf die von hellenistischer Mystik beeinflußten Kreise angewiesen war, als es bei seinem Emporstreben gezwungen war, allerorten durch eine Schicht dieser Mystik hindurchzuwachsen, einer Mystik, die sich gerade damals zu immer höherem Schwunge erhob. An vielen Stellen ist das Christentum dabei verkrüppelt oder verwildert; im ganzen tauchte es in eigener Kraft, nur bereichert um eine Fülle tiefer Gedanken und Bilder, wieder empor. Aber das Christentum hatte schon früher, schon als es sich bildete und seine erste Literatur schuf?), diese Mystik und ihre Literatur am Platz und in jüdischen Kreisen wirksam gefunden. Es ist kaum denkbar, daß die christliche Literatur nieht den vorhandenen Wort- und Formelschatz zum Teil übernehmen mußte, und Wort und Formel üben ihren eigenen Zwang, der sich im Fortschritt der Zeit und in der allmählichen Ausgestaltung der Lehre verstärkt.”) Sollen wir jemals

1) Vgl. 15, 3: ndn Üneic kadapoi Ecre did Töv Adyov, Öv AekdAnka uiv mit Herm. $ 15 xoAWc cmebdeıc Aücaı TO cKMvoc' kekadapuevoc Yüp. Hermes beruft sich hier auf ein Wort des Poimandres, das diesen Zwischenzustand abzukürzen befiehlt, etwa 6 kekudupuevoc cmeucdtw Aücaı TO CKVOC.

2) Die Frage, ob wir Einwirkungen des Hellenismus noch früher, d.h. auf die Person des Stifters, annehmen dürften, muß ich anderen zur Beantwortung überlassen. Entscheidend wäre dafür besonders, ob Christus sich wirklich als

des Menschen Sohn bezeichnet hat, und in welchem Sinne es geschah. 3) Ich halte diesen Zwang der Formel, dem sich sogleich die Übernahme