Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

256 Beigabe II. Buchstabenmystik und Aionenlehre.

was er eigentlich beseitigen wollte. Ich möchte lieber der Überlieferung als dem elementarsten Menschenverstande des Autors mißtrauen und sehe darin, daß dies Stück an unpassendem Platze eingefügt ist, dieselbe Manier antiker Editoren, die ich noch heut in Catos Schrift De agrieultura greifbar und unleugbar zu Tage treten sehe.

Beigabe 1.

Buchstabenmystik und Aionenlehre.

Der Papyrus Mimaut, dessen Text ich oben S. 147 ff. abgedruckt habe, bietet eine seltsame jungägyptische Lehre von der Weltschöpfung'), welche der Erklärung bedarf. Indem ich sie mir zu gewinnen versuchte, kam ich auf eine Reihe religiöser Vorstellungen, die auch im den Gebeten des ersten Kapitels, in Einzelzügen des im siebenten Kapitel behandelten Aöyoc drökpupoc und an manchen anderen Stellen wiederkehren. Ich glaubte sie nur einmal und im ihrem Zusammenhang darstellen zu müssen. Die Form der Beigabe sollte zugleich eine etwas freiere Auswahl und Ordnung des Stoffes ermöglichen; denn mancherlei möchte ich hereinziehen und bekenne gern, daß, was zur Erklärung des Zaubertextes begonnen war, mir bald zu dem Versuche wurde, mir einige Stellen der christlichen Literatur etwas besser verständlich zu machen.

Der Text, um den es sich zunächst handelt, ist jene Aufzählung

der Schöpfungstaten, die der Sonnengott immer wieder in den zwölf

Stunden des Tages vollbringt: pa a’ uoppnv Exeıc kai TUrov tredoc (?) mıANKoU, yevväc dEvdpov EAdrnv, Aidov üpavov, Öpveov xnva, emi yic udv’ övoud cor ®poüep. Die arg verstümmelte Fortsetzung bitte ich S. 147 nachzulesen. Eine ähnliche Aufzählung der Namen und Gestalten ‘des Gottes bietet ein Gebet an den Gott ’Ayadöc daiuwv°):

1) Und zwar von einer fortdauernden Schöpfung durch Gott. Was der Gott einmal getan hat, wiederholt er immer aufs neue. Das ist eine charakteristische Grundvorstellung auch der Hermetischen Literatur.

2) Wessely, Denkschr. d. K.K. Akad. 1888 S. 86ff., vgl. oben S. 28 Gebet VII. Es ist dasselbe Gebet, dem ich den Titel der Zauberhandlung des Papyrus Mimaut entnehmen konnte. Jede Stunde hat hier wenigstens ihr eigenes Gebet.

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