Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

Jüdische und christliche Nachbildungen. Schöpfungsvorstellungen. 259

Die Einzelheiten der Schöpfungsgeschichte des Papyrus Mimaut erklären sich dabei aus der jungen Lehre von der cuumüßeıa der verschiedenen Teile der Schöpfung, wie sie uns am klarsten in dem von Pitra herausgegebenen Auszug: € TWv “Aprokpatiwvoc TOU "AkeZavdpelac TEPlI PUCIKWV duväuewv ZWWY TE PUTWV TE Kal Aldwv entgegentritt.') In lexikalischer Ordnung werden hier z. B. unter dem Buchstaben A als durch cuuradeıa mit einander verwandt aufgezählt: dpakövrıov BoTayvn, ÖPUKOÄATTNE TITNVOV, Ddpakwv IxQuc, Ddeydpirne Xi8oc. Die lexikalische Ordnung, welche 24 Kategorien bietet, scheint dabei von dem später zu besprechenden Buchstabenzauber beeinflußt. Die Grundanschauung ist ähnlich in jenen Verzeichnissen der Steine und Pflanzen der sieben Planeten oder der sechsunddreißig Dekane®); sie ist überall die, daß der Sehöpfungsgott in den verschiedenen Sphären oder Teilen des Himmels oder Zeitabschnitten die verschiedenen Wesen geschaffen hat und noch schafft.

Lassen wir die relativ jungen Schöpfungsvorstellungen beiseite, so kommen wir zu einer altägyptischen Lehre, die Brugsch®) im wesentlichen richtig dargestellt hat. Wie der Tag, so zerfällt die Nacht in zwölf Stunden; jede ist ein göttliches Wesen und hat ihren eigenen Namen und ihre eigene Gestalt. Eine andere Wendung hierfür ist es, daß der Sonnengott, der ja nach uralter Vorstellung in jeder der drei Jahreszeiten und in jeder der drei Tageszeiten ein anderer ist‘), auch in jeder Stunde ein anderer wird. Dem Lauf

1) Analecta sacra et elassica part. Il p. 292 ff. Die vollere Fassung des Paris. graec. 2419 fol. 250° bietet als Titel und Anfang: BißAoc Koipavic pucıKüv duvaneuyv cuumadeWv TE Kal AvrıradeWv (A)aoic cuvrayua Koıpavoü BacıAewe TlepcWwv (er) ic a tüv Kompaviöwv Kal &k tüv "Aprokpatiou (80) ToU "AkeEavdpeiac mpöc rhv oikelav abrod Buyarepav. emiypauua‘ „öWpov deoü (deoD dWpov Cod.) ueyıcrov ArreAwy Aaoic "Epunc 6 Tpıcueyicroc dvOpimorc (möpev)“. Es folgt die Mahnung des Harpokration an seine Tochter, dies Buch nicht „unverständigen Männern“, sondern nur den eigenen Kindern zu zeigen, wenn sie Ge-

währ bieten, es heilig zu halten. 2) Vgl. Pamphilos oben S. 3. Auch im jüdischen Glauben hat später jede Pflanze ihren eigenen Stern, d.h. Engel (Lueken, Michael 8. 55). 3) Zeitschr. f. äg. Spr. 1867 S. 21 ff. Thesaurus

IV 823 ff. Re]. u. Myth. d. alt. Äg. 178 ff, Ägyptologie 364 ff.

4) Er sagt von sich selbst: „Ich bin Chepra am Morgen, R&@ am Mittag, Tum am Abend.‘ Seine verschiedenen Gestalten in den verschiedenen Teilen des Himmels erwähnen die Zaubergebete, vgl. z. B. oben $. 20 A. 6. Daß er in jedem Zeichen des Tierkreises andere Gestalt annimmt, erwähnt als ägyptische Lehre Proklos zum Timaios (p. 33 d, vgl.oben 8.257 A.1). Auch diese Zeichen

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