Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

260 Beigabe II. Buchstabenmystik und Aionenlehre,

der Sonne am Tageshimmel entspricht der Lauf der Totensonne durch die Stunden der Nacht. Die Seele des Toten nimmt in jeder eine neue Gestalt an, um sich vor den bösen Gewalten zu verbergen. Die Gestalten der Tagesstunden entsprechen im allgemeinen den im Totenbuch angeführten Gestalten der Nachtstunden, bezw. den Gestalten der Seele in den Stunden der Nacht.

Als der Hellenismus in Ägypten durehdrang, wurden die zweimal zwölf Stunden durch die vierundzwanzig Buchstaben des griechischen Alphabets bezeichnet, etwa wie die vierundzwanzig Gesänge der homerischen Gedichte. Aber da der Ägypter sich gewöhnt hatte, den Stunden bestimmte Bilder zuzuschreiben, Bilder, die z. T. ebenfalls als Buchstaben bekannt waren, und da er die Stunden als göttliche Wesen empfand, so empfingen auch die griechischen Buchstaben in dieser

Verwendung eine mystische Bedeutung; es entstand die Buchstaben-

mystik, die Boll (Sphaera 469 ff.) aus den Monumenten zu erläutern begonnen hat.!) Die Übertragung des religiösen Zwölf- oder Vier-

wurden mit den Stunden in Verbindung gebracht. Daraus erklärt sich die von Philologen falsch behandelte Stelle eines magischen Apollo-Hymnus (vgl. Wessely, Denkschr. d. K. K. Ak. 1885 S. 94 Z. 1984): xAnZw d’ oüvoua cöv Wpwv Moipaıc icdpı8uov — es folet ein Name von 36 Buchstaben. Die Teilung ist hier weitergeführt; unter jedem ZWödtov stehen ja drei Dekane; jedem Buchstaben im Namen des Gottes entspricht dann wohl auch eine Gestalt, bezw. eine Teilgottheit. Ich habe deswegen und in Rücksicht auf die zwölf Moipaı Toü 8avarou bei Zosimos (oben S. 214 A. 1), welchen die zwölf Tıuwpicı des XII. (XTV.) Hermetischen Kapitels und die zwölf schwarzgekleideten Weiber im Hirten des Hermas entsprechen, die Moipoı des Apollo-Hymnus persönlich gefaßt. Aber die Tierkreiszeichen regieren nicht nur die Stunden des Tages sondern auch die Monate des Jahres; ihr Gesamtbereich umfaßt das ganze Firmament; so können auch unter jedem dreißig Teilgottheiten stehen, und diese Art der Teilung kann auf die Stunde übertragen werden; die Markosier lehren ryv dipav, Tö ÖWÖEKATOV TC NUEPAC UEPOC, Ek TPIAKoVTa HompWv kKekocunchaı, vel. Censorin, De die natali 8, 5: sunt autem hae particulae in uno quoque signo tricenae, totius vero zodiaci numero CCOLX. has Graeci uolipac cognominarunt, eo videlicet, quod deas fatales muncupant uoipac et hae particulae nobis veluti fata sunt (wel. Sextus Emp. Adv. astrol. 5). Die Begriffe Himmelsgott, Zeitgott und Sonnengott gehen daher in dieser astrologischen Theologie beständig in einander über.

1) Vgl. hierzu Catal. cod. astrol. graec. IV 146 den Text des Vettius Valens. — Eine Ahnung von dieser Entwicklung scheint sich noch bis zu dem Verfasser der Etymologien der Buchstaben gerettet zu haben; er sagt (Ztym. Gud. Sturz p. 600) von dem 2: &dimlaadcon de Trpöc Avamınpwav Wyv elikocı TECCAPWV WpWY TOD vux@nuepov. Der Ägypter hatte fünfundzwanzig Buchstaben,

pen

kun ei ha!

arg