Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

276 Beigabe I. Buchstabenmystik und Aionenlehre.

ita figuratis ut CCCLXY dierum nota <aut anmum) aut per signifieationem anni temporis et aevi esse deum indicent. Plinius kennt die beiden von Longin angeführten Etymologien und Anschauungen; der Gott ist entweder Evıautöc oder xpövoc kai aiwyv. In dem carmen de mensibus (Bährens, Poet. lat. min. 1 206) heißt er annorum saeclique caput; saeculum ist wie oft für aiwv gesetzt. Die Errichtung eines neuen Tempels des Janus durch Domitian feiert Statius (Silv. IV 1), indem er den Gott immensi reparator mazximus aevi, also Aiwv, nennt. Domitian wird ihm gleichgesetzt und von Janus angesprochen: salve, magne parens mundi, qui saecula mecum instaurare paras.‘) Daß Statius nur die damals offiziell ausgesprochene Anschauung dieses Gottes gibt, zeigt Martial (X 28), der bei derselben Gelegenheit den Gott als annorum nitidique sator pulcherrime mundi begrüßt. Es ist Messallas Lehre, die wir bei beiden hören. Der Aiwv oder Xpovoc ist zugleich der Önuoupyoc. Dem entspricht es, daß ägyptisch-griechische Dichter der Spätzeit den Aiwv als devawv Erewv auröcnope molumv feiern (Nonnos Dionys. VI 73); dem entspricht es aber auch, wenn zu Alexandria später der Aiwv als Osiris und Adonis, d. h. als jener zweite Gott oder Gottmensch gefeiert wird, den wir in der Naassenerpredigt kennen lernten.) Auch daß Gavius Bassus (Lydus De mens. IV 2 p. 65, 7 Wünsch) den Janus als den Himmelsraum faßt, der zwischen dem Menschen und dem Gott liegt, mag mit der ägyptischen Anschauung zusammenhängen.

Die römische Theologie gibt m. E. den sicheren Beweis, daß die Vorstellungen von einem Gotte Aiov nicht aus dem Mithraskulte stammen, der damals auf Rom wenig Einfluß üben konnte. Daß sich ein persischer Gott findet, an den sie anknüpfen konnten (Zervan), beweist noch nicht, daß andere orientalische Völker nieht ähnliche Vorstellungen hatten. Das ägyptische ist ungemein früh zu der Vorstellung einer unendlichen oder doch ungeheuer großen Zeitausdehnung durchgedrungen und hat sie in einem Götterpaar personifiziert®); seine Götter sind alle Herren der Ewigkeit oder Herren der

1) Die Gründung des neuen Janustempels hängt offenbar mit der Eröflnung des neuen saeculum zusammen. Der Kaiser, der es eröffnet, wird dem Gotte, der es eröffnet, gleichgesetzt.

2) Vgl. Suidas unter den Worten ’Emgdvioc und ‘Hpatcxoc, Photios Bibl. p. 343a, 21. Er ist wirklich der aimöAoc oder deımöAoc (vgl. oben S. 94 u. 95).

3) Mit dem Wort Ah (gewöhnlich Million übersetzt) hängen die Namen

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