Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

310 Beigabe V. Zum Alexander-Roman.

herrschen u. s. f£ — Von den Herrschern einer neuen Dynastie nahm man an, daß sie dem illegitimen Umgang eines Gottes, wie des Ra, mit ihrer Mutter entsprungen wären.“!)

Die religiöse Begründung hat sich uns früher bei der Betrachtung der Isis-Mysterien ergeben. Der König ist 8eöc kai Beoü naic; nur als sein Stellvertreter darf ursprünglich der Priester mit Zittern und Zagen den Tempel betreten; es dürfte jüngere Fortbildung sein, wenn später auch die Gemahlinnen der höchsten Beamten und der Priester Gemahlinnen oder Kebsweiber des Gottes werden. Daß man auch dem menschlichen Vater ein gewisses Mitwirken bei der Erzeugung des „Gottessohnes“ zuschrieb?), zeigt die oben behandelte Angabe Plutarchs (S. 229): der Gott gibt nur gewisse dpyai tic revecewc. Sollte Alexander als Rächer Ägyptens an den Persern und rechtmäßiger König des Landes erscheinen, so war die Fiktion des Romanes die einzig gegebene und mußte sich gerade in der frühesten Zeit, in der die Ptolemäer mit Vorliebe an den Haß der Ägypter gegen die Perser appellierten und Diehter wie Theokrit den Alexander als TTepcoıcı Bapvc Beöc aioAouitpaıc feierten, am leichtesten bieten. Daß der Grieche den Aöyoc Aiyurtıoc dann in seiner Weise verstand, darf nicht befremden.

Anfang und Schluß des Romanes gehen also auf alte Quellen zurück.) Für das Testament Alexanders darf ich auf Ausfelds lehrreichen Aufsatz verweisen, dem ich freilich in einer wichtigen Einzelheit nicht beistimmen kann. Die eigentümliche Angabe, daß der sterbende König dem Ptolemaios die Hand seiner Halbschwester

1) Wiedemann, Herodots Zweites Buch 268, der zugleich auf Erman, Ägypten 500 verweist. Eine hübsche Bestätigung bietet das Berliner AmonsRitual (Moret, Annales du Musde Guwimet T. XIV p. 128): Le Pharaon est venu vers toi, Amon-Rä, seigneur de Karnak, pour que tu lui donnes quil soit a la tete des vivants, pour que tu Yunisses a lui, Amon-Ra, taureau de sa mere, chef de sa grande place, residant dans Apitou. Amon ist der Vater jedes Königs. Die Stelle beleuchtet zugleich trefflich die im VII. Kapitel besprochenen Anschauungen: der Gottessohn bittet, daß sein Vater sich mit ihm vereinige.

2) Er entspricht gewissermaßen dem yevecaoupydc TÄCc makıyyeveciac in dem Mysterium.

3) Ich kann wegen des Entsprechens der beiden Zitate Ausfeld nicht beistimmen, der Rhein. Mus. 56, 518 das Zitat der Metzer Epitome als Einlage aus anderer Quelle bezeichnet.