Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur
24 I. Alter des Poimandres.
der voüc, den Menschen im praktischen Leben wie in den Fragen der Erkenntnis.')
Als Religion des Noüc wird dies spätägyptische Heidentum in einer Hermetischen Schrift?) bezeichnet — mit vollem Recht, wenn auch der mythologische Name dieses die Welt und das Menschenherz leitenden Gottes beliebig wechselt. Auch ’Ayadöc dailwv (Chnuphis) oder Horus treten für ihn ein. Die Gebete, welche sich an sie richten, stimmen mit den bisher angeführten eng überein, nur daß die Vorstellung von Chnuphis als Nil oder Himmelsozean, die schon in dem ersten Hermes-Gebete mitwirkt, sich mit den allgemeinen Vorstellungen des Licht- und Himmelsgottes verbindet. Ich hebe nur noch wenige Proben heraus, und zwar zunächst ein vollständig erhaltenes und wenig beachtetes Mysterium der Lychnomantie?), welches uns die Formen der spätägyptischen Theurgie besonders gut erkennen läßt. Wieder gibt, was hier als Zauber mitgeteilt wird, zugleich die Erklärung religiöser Anschauungen, die sich in heidnischen wie christlichen Visionen wiederfinden.‘)
1) Vgl. z.B. die Stele des Intef (Louvre C. 26): It was my heart, which caused that I should do them (his services) by its guidance of my affairs (2), it being ..... an excellent witness. I did not transgress its (des Herzens) speech, I feared to overstep its guidance. I prospered therefore exceedingly. I was distinguished by reason of that, which it caused that I should do. I was excellent through its guidance. „Lo....... ‚“ said the people, „it is an oracle of the god, which is in every body; prosperous is he, whom it hath guided to te propitious way of achievement.“ Mit Recht behauptet Breasted, dem ich diese Übersetzung entnehme (Zeitschr. f. äg. Spr. 1901, 8. 47), daß mit Herz hier der voüc, und zwar ein fast persönlich gefaßter Noüc, gemeint ist. Ein anderes Beispiel teilt mir Prof. Spiegelberg mit. In dem Grabe des Hohenpriesters Staw zu El-Kab sagt der Maler Meri-Re, dem die Ausschmückung übertragen war, von sich: „er war kein Maler-Gehülfe (oder dergleichen). Sein Herz leitete ihn selbst. Kein Vorgesetzter gab ihm die Anleitung“ (vgl. Jetzt: Recueil de Travau relatifs ü la philologie et Varcheologie eqyptiennes et assyriennes XXIV 187).
2) Pseudo-Apulejus Asel. ce. 25.
3) Wessely, Denkschr. d. K. K. Akad. 1888 S. 68 Z. 930. Die Wichtigkeit der Sache rechtfertigt vielleicht die Ausführlichkeit der Excerpte. Der Hergang ist der, daß der Magier unter Gebeten so lange in das Licht starrt, bis er in ihm den Gott oder gewisse Symbole zu sehen meint.
4) Für jene genügt es auf den Poimandres selbst zu verweisen; für diese vergleiche man z. B. Pistis Sophia 372 (nach Harnack Texte und Untersuchungen VII 91): dixwit Iesus suis uoßnraic: adpropinquate mihi, et adpropin-
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