Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

38 II. Analyse des Poimandres.

der Aöyoc war früher, entsprechend der Bon, das Wort; jetzt ist er der Aöyoc evdiaßeroc im Menschen.) Er kann sich von dem voüc gar nicht trennen und ist mit ihm zusammen das Leben, während in dem Hauptteil später der voüc allein das Leben ist. Und wunderlich genug folgt nun eine zweite Vision, welche die erste wiederholt, sich aber mit ihr in keiner Weise verbinden läßt. Der Prophet schaut in dem Noüc, der ihm gegenübersteht, das üpxerunov eidoc der Welt. Das Licht, das ja den Bestand des Noüc ausmacht, breitet sich aus in unzähligen Kräften zu einer Art köcuoc Amepiöpıctoc®); die gewaltigste dieser Kräfte preßt das am meisten nach außen strebende Element, das Feuer wie in einer Hohlkugel zusammen; so erhält es, gebändigt, festen Bestand, und der xöcuoc ist fertig.°) Freilich nur in der Idee. Nach ihr (idoüca Tv kaAöv Köcuov)

1) Freilich nicht ganz in der stoischen Bedeutung; er ist hier wie öfters fast gleich wuxn, vgl. XI (XO) 14: kai ndlıv, ei nmavra Wa &crı kai tü &v obpavw Kal Tü Ev TA N, ula de Kard mavrwv Zwn mo Toü Beoü yiveraı kai aürn Ecriv Beöc, Ümo TOD Beod Äpa yiveraı ravra. Zwi) de Ecriv Evwcic voÜ Kai WUXNC.

2) Vgl. Philo De conf. linguarum $ 34 p. 431M: eic Wv 6 deöc duuenTOUC TIEPI AUTOV Exeı ÖUVÄMEIC ..... d1” al TouTwv TWv Öuvduewv Eemayn 6 ACWUATOC Kal VoNTöC KöcUOC, TO TOÜ PALVoUEvoU TOÜdE Apxerumov, löeuıc dopdroıc cucradeic, WCmEp OÜTOC cWUACıV Öpatoic. Katanaayevrec 00V TIvec TV EKATEPOU TOÜ KÖCUOU PUCIV .... ÖAouc EEedelwcav.... Wv TNV Emivorav karıdWv Mwuche pna xrA. Gemeint sind die Ägypter, vgl. unten S. 40 #.

3) Die Parallele bietet (allerdings in Beziehung auf die sichtbare Welt) das Lehrbuch des M. Messalla (Konsul 53 v. Chr.) bei Macrobius Sat. I 9, 14: qui de Iano ita incipit: qui cuneta fingit eademque regit, aquae terraeque vwim ac naturam gravem atque pronam in profundum dilabentem, ignis atque animae levem in immensum sublime fugientem copulavit circumdato caelo. quae vis caeli mazxima duas vis dispares colligavit. Es ist durchaus möglich, daß Messallas Quelle mehr theologischer als philosophischer Natur war und die duvauıc ueyiem (= 6 tepiexwv z. B. in der Köpn xöcuou Stobaios Ekl. I p. 357, 6 Wachsm.) mehr persönlich als sachlich faßte (vgl. Wendland, Christentum und Hellenismus, Neue Jahrbb. f. Phil. u. Päd. VII S. 8 A.). Janus nahm er als den mepiexwv, da sein Wesen dem Römer in keinem griechischen Gegenbilde ausgedrückt und dadurch verständlich erhalten war; vgl. Ovids charakteristische Äußerung: quem tamen esse deum te dicam, Iane biformis? nam tibi par nullum Graeeia numen habet. So entsteht römische Theologie! Die Form des Fragmentes weist auf einem Katechismus. Das ist befremdlich. Die katechetische Form ist zwar bei allen öpoı naheliegend und in dem grammatischen und rhetorischen Unterricht seit Ciceros Zeit zu belegen (vgl. z. B. die Partitiones oratoriae); aber sie setzt stets einen geordneten Unterricht voraus.