Rechte und Obliegenheiten der Regenten und Unterthanen in Beziehung auf Staat und Religion : eine Folge des Systems der moralischen Religion

120 E

Hôchſie Gut des Menſchen deſtomehr leiden und in der Geſezgcbung um ſo weniger Gerechtigkeit ſeyn Muß, je gröſſer die Menge der Geſeze iſt und was unmittelbar daraus, folgt, da der Drang dex Freyheit im Menſchen unaufhaltſam iſt — daß die Unterthanen- deſto geneigter werden müſſen , ſie zu úbertrecen „und daß ihr Gewiſſensantrieb zur Folgſamkeit „ durch die laſtende Menge an ſich, und durch das Gefühl der Ungerechtigkeit inſonderheit, geſchwächt werden muß? Und was iſ dann viertens naturlicher, als daß ein Volk, (jemehr es-der Geſezgeber verleitet, ohne Bedenken ſolche laſtenden und ungerechten Geſeze zu übertreten , ſobald nux einiger Anſchein da iſt, daß man der Strafe entſchlüpfen werde) in ſeinem ganzen moraliſchen Karaktrer ſchlechter werden und der Regent alle Liebe, und, die bürgerlichen Tugenden des Patriotismus und der Unterthanentreue allen Werth verlies xen müſſen?

e. Wenn aber dex Unterthan gute Geſeze von feincm Fürſten fodert, ſo kan er auch verlangen, daß der Fürſt fie ihm hinlänglich bekannt mache. Es iſt freylih der Unterthanen Schuldigkeit, ſi um die Geſeze zu bekümmern, (V1, 2.) aber es iſ auch des Regenten Pflicht , dieß den Unterthanen möglich zu machen. Und wie kan der Unter„than, bey allem guten Willen, die Geſeze exlernen, wenn